Noch heute zeugen zahlreiche Spuren in Fellbach von dem Wirken des Pfarrers Georg Konrad Maickler (1574–1647): so etwa die 1611 von Maickler gestiftete Kreuzgruppe im Turm der Lutherkirche (die sich bis 1972 noch im Pavillon auf dem Alten Friedhof befand) oder das nach seinem Tod von der Gemeinde errichtete Epitaph im Kirchenschiff.
Von besonderer Bedeutung sind auch die von Maickler geführten Kirchenbücher, die sich heute im Landeskirchlichen Archiv Stuttgart befinden und die eine wichtige Quelle zur demografischen und sozialen Entwicklung Fellbachs darstellen, da sie wichtige Ereignisse wie Taufen und Sterbefälle dokumentieren und uns durch die persönlichen Anmerkungen Maicklers zugleich häufig etwas über die Person und den Charakter der Betreffenden mitteilen.
Diese Rolle als Lokalchronist, in welcher der Historiker Otto Borst (1924–2001) gar das Hauptverdienst Maicklers erblickte, war indes nur eine Facette von dessen vielseitigem Schaffen. So genoss Maickler bereits zu Lebzeiten ein weit über die Grenzen seiner Heimat hinausreichendes Ansehen als Dichter – 1604 wurde ihm gar die kaiserliche Auszeichnung des poeta laureatus, die »Dichterkrone«, verliehen.
Maicklers Ruhm gründete sich dabei vor allem auf seine geistliche Lyrik, die er ausschließlich auf Latein verfasste, womit er ein humanistisch gebildetes Publikum ansprach, jene literarische Öffentlichkeit Europas also, die sich über die einzelnen Ländergrenzen hinweg als eine internationale Einheit begriff und deren Verkehrssprache eben das Lateinische war. Die Verknüpfung biblischer und antiker Motivik bildete dabei die Grundlage von Maicklers Werk.
Einen Höhepunkt erreichte dessen Schaffen 1632: In diesem Jahr erschienen in kurzer Folge mehrere der umfangreichsten und bedeutendsten Werke Maicklers (Liber Psalmorum et Precationum, De nativitate Christi, Myrrhæ poterium, Sol Musarum, Historia Sacra Susannæ), die er wenig später als Poemata Sacra (1635) noch einmal gesammelt herausgab.
Neben Exemplaren in den Bibliotheken in Stuttgart, Tübingen, Berlin und Augsburg befindet sich ein Druck dieser Poemata seit 1948 auch im Stadtarchiv Fellbach.
Eine Besonderheit des Fellbacher Exemplars ist dabei, dass dieses als Anhang auch noch die Cithara Dn. JESU CHRISTI Septi-Chorda (zu deutsch: „siebensaitige Zither des Herrn Jesus Christus“ – eine siebenteilige Hexameterdichtung über die Sieben Worte Christi am Kreuz) von 1643 enthält – die wiederum dafür bemerkenswert ist, dass sie neben Maicklers lateinischer Lyrik auch ein dreiseitiges deutsches Gedicht von dessen vierter Frau Margarethe, einer Schwester des berühmten Astronomen Johannes Kepler, enthält.
Dieser Beitrag wurde von Fabian Mauch für das Stadtarchiv verfasst.