Der „Fellbacher Herbst“, eine Idee, die erstmals 1938 umgesetzt wurde, knüpft an die Tradition der Weinlese-, der Ernte- und Erntedankfeste, aber auch der Stadt- und Volksfeste in der Nachbarschaft an.
1948 fand der erste „Fellbacher Herbst“ in seiner jetzigen Form statt: ein wichtiges Ereignis in der unmittelbaren Nachkriegszeit. In einer Festschrift zum Fellbacher Herbst schreibt Bürgermeister Max Graser: „Unsere Fröhlichkeit am ‚Fellbacher Herbst‘ soll gerade beweisen, daß wir uns trotz aller Not und Drangsale nicht in unserem Kampf ums Dasein beirren lassen.“
Die Knappheit an Ressourcen aller Art war überall vorherrschend. Dennoch durften geeignete Mittel zur Werbung für das Fest nicht fehlen, wie das Plakat von 1948 zeigt. Aber jegliche Ausgaben wollten wohl überlegt sein, wie sich bei einem Blick in die städtischen Akten zeigt. Unter der Rubrik „Abrechnung über die Einnahmen und Ausgaben für den ‚Fellbacher Herbst‘ vom 16.-18. Oktober 1948“ findet sich unter dem Punkt b) „Ausgaben für Anschaffungen, die gleichzeitig für spätere Jahre sind“, der Hinweis, dass „Richard Moser, Kunstmaler, Fellbach“ für den Plakatentwurf 100 DM erhalten hat.
Der mehrfarbige Siebdruck zeigt das Wahrzeichen der Kappelbergstadt, die Lutherkirche, in einer stilisierten Traube, ein Glas Wein sowie das alte Stadtwappen, das von 1933 bis 1956 galt. Zu sehen ist das Plakat gerade in der Ausstellung ORT WORT WEIN, der Jubiläumsausstellung zur 900-Jahr-Feier im StadtMuseum.
Dort sind derzeit auch Filz-Maikäfer aus dem gleichen Jahr ausgestellt. Auch sie sind Zeichen der allgemeinen Lage, die zugleich durch Mangel wie Erfindungsgeist gekennzeichnet war. Die handgefertigten Maikäfer wurden zugunsten der Fellbacher Arbeitsgemeinschaft verkauft.
Die FAG hatte sich dem Wiederaufbau des kulturellen Lebens in der Stadt nach der NS-Zeit verschrieben. Eine Gruppe von Kriegerwitwen fertigte die Käfer aus Filz – eine direkte Anspielung auf den Spitznamen der Fellbacher: „Moiakäfer“.
Auftakt des Fellbacher Herbstes war auch im Jahre 1948 der feierliche Umzug durch die Stadt. Die Schwarz-Weiß-Aufnahme zeigt den Wagen der „Jungbauernschaft“ in der Kappelbergstraße.
Eine Broschüre mit dem Untertitel „Eine Nachlese in Wort und Bild“ trägt, wie das Impressum zeigt, die Zulassung-Nr. „US-W 1032 der Nachrichtenkontrolle der [amerikanischen] Militärregierung“.