Im Bestand des Stadtarchivs Fellbach befinden sich auch einige historische Postkarten aus Schmiden. Als die ersten Karten um 1897 entstanden, war Schmiden ein selbstständiges Pfarrdorf auf dem Lande im Königreich Württemberg. Die Ansichtskarten dokumentieren, wie sich das damalige Bauerndorf nach und nach zum heutigen lebendigen Stadtteil Fellbach-Schmiden gewandelt hat. Exemplarisch werden im Folgenden vier Schmidener „Schätze“ aus dem Stadtarchiv vorgestellt.
Auf der schwarz-weißen Fotopostkarte (ca. 1900 bis 1905) ist eine Ansicht der ehemaligen „Wirtschaft und Bäckerei zum Löwen“ in der heutigen Remstalstraße 7. Heute befindet sich eine Pizzeria darin. Gegründet wurde der langjährige „Löwen“ 1867 vom Schmidener Bäcker Wilhelm Karl Kauffmann. Dieser ließ das Gebäude 1877 erweitern. Ab 1880 führte es für wenige Jahre Philipp Ludwig Rommel. 1886 übernahm es Gottlob Friz, der die Tochter seines Vorgängers heiratete. Der „Löwen“ befand sich 65 Jahre in der Hand der Familie Friz.
Fotos: Stadtarchiv
Eine prächtig gezeichnete Jugendstilkarte (ca. 1905 bis 1915) präsentiert die evangelische Dionysiuskirche und ihre Umgebung in zwei Bildern. Das linke Bild zeigt einen ungewöhnlichen freien Blick auf die erhöht liegende Kirche. Siehe dazu Markus Munk in „Gruss AUS Schmiden“: „Diese Ansicht ist in Wirklichkeit nicht möglich, da das ‚Rat- und Schulhaus’ davorsteht.“ Das rechte Bild zeigt dagegen einen Blick von der Fellbacher Straße auf die historische Ortsmitte mit dem damaligen Pfarrhaus, der Dionysiuskirche und dem ehemaligen Rat- und Schulhaus. Ganz rechts ist das einstige „Canza-Häusle“, benannt nach der Familie von Anna und Friedrich Canz, die es lange Zeit bewohnte, zu sehen.
Eine weitere Fotopostkarte (um 1915) stellt das ehemalige evangelische Pfarrhaus an der Oeffinger Straße in den Mittelpunkt. Links ist der einstige „Kälbleshof“ zu sehen. Rechts befinden sich die Dionysiuskirche und das „Rat- und Schulhaus“. Das „Pfarrhaus“ wurde 1702 nach Plänen des Baumeisters Johann Ulrich Heim erbaut. Am 21. Juni 1792 kam darin der spätere evangelische Theologe und Kirchenhistoriker Ferdinand Christian Baur zur Welt. Mehrfacher Besucher des „Pfarrhauses“ war der Dichter Ludwig Uhland, der seinen Onkel, den Schmidener Pfarrer M. Christian Eberhard Hoser besuchte.
Die schwarz-weiße Postkarte (um 1925) zeigt die einstige Turnhalle beim Richtfest im Herbst 1925. „Jahrelang mussten die Mitglieder des ‚Turnvereins Schmiden’ in Gärten und Scheunen üben“, schreibt dazu Markus Munk. „In den 1920-er Jahren kam bei Ihnen der Wunsch nach einer eigenen ‚Turnhalle’ auf. Das Gebäude wurde mit Spenden und in viel Eigenarbeit der Mitglieder 1925/ 1926 an der Fellbacher Straße erbaut.“ Einen großen Betrag stiftete zudem der Fabrikant und Ehrenbürger Schmidens, Franz Arnold. Am 15. August 1926 konnte die ‚Turnhalle’ eingeweiht werden. Im Jahr 1958 wurde die Halle zur „Turn- und Festhalle“ erweitert.
Dieser Beitrag wurde von Markus Munk für das Stadtarchiv Fellbach verfasst.
Quelle: Markus Munk „Gruss AUS Schmiden – Bilder und Beschreibungen HISTORISCHER POSTKARTEN aus drei Jahrhunderten“. In Kürze im StadtMuseum Fellbach erhältlich.