Das KunstWerk ist ein Ort der Integration


„Der Ausschuss soll an Orte gehen, wo Integration stattfindet“, so der Erste Bürgermeister Johannes Berner in der Sitzung des Integrationsausschusses am vergangenen Dienstag. Diesem Vorsatz folgend, fand die Sitzung nicht wie gewohnt im Sitzungssaal, sondern im „KunstWerk“, nämlich in den Räumen des Türkischen Vereins, statt. So bot es sich an diesem Abend an, dass die im „KunstWerk“ angesiedelten vier Migrantenvereine einen Einblick in ihr Vereinsleben geben.

Allen Vereinen gemein sind die einschneidenden Auswirkungen der Pandemie. So seien überall die Mitgliederzahlen gesunken. „Viele sind zurückgezogen“, berichtete Sadik Zogaj, der Vorsitzende des Albanischen Kulturvereins Kosova. Er selbst, geboren in Suhareke, hatte den Verein 2012 gegründet. „Es geht um Zusammengehörigkeit von Volksgruppen, die durch die Geschichte zerstritten sind und sich bekämpfen“, schilderte Zogaj.

Auch der Griechische Verein hat das Vor-Corona-Niveau noch nicht erreicht, wie dessen Vorsitzender Ioannis Salabasis den Mitgliedern des Integrationsausschusses bestätigte. Er nutzte den Austausch an diesem Abend auch, um sich bei der Stadtverwaltung für die Unterstützung während der Pandemiezeit zu bedanken, bevor er das Vereinsprofil vorstellte. Zentrales Thema der Kulturvereine ist das Erlernen der Herkunftssprache. Adele Sannino vom italienischem Kulturverein Centro Italiano warnte in diesem Zusammenhang davor, alles auf die Schulen abzuschieben: „In einem zweisprachigen Elternhaus lernen die Kinder am besten die Sprachen.“ Falls möglich, sollte dieses Potential genutzt werden. Ansonsten schilderte sie das gleiche Problem, welches auch die anderen Vereine immer wieder feststellen: Mit der Pubertät verlieren die Jugendlichen oftmals das Interesse an den Vereinsaktivitäten.

Bei Yakup Ismailoglu, stellvertretender Vorsitzender des Türkischen Vereins und stolzer Gastgeber an diesem Abend, kam wegen der Katastrophe in Syrien und der Türkei trotz der lebendigen Stimmung in seinen Vereinsräumen keine wirkliche Feierlaune auf. Auch er nutzte die Gelegenheit, sich für die große Unterstützung jetzt und auch während der Pandemie zu bedanken. „Vor Corona hatten wir 205 Mitglieder; jetzt sind es 116. Das ist ein tiefer Einbruch und bedeutet für uns eine Zäsur. Wir prüfen nun in einem Workshop, welche Ziele und Zukunftsaussichten wir noch haben.“ Die Beteiligungen des Vereins wie am Frauensprachcafé oder dem Seniorenrat, werden in die Überlegungen mit einfließen. Ebenso der regelmäßige Einsatz beim Fellbacher Herbst.

Ein regelmäßiger Termin in den Kalendern aller Vereine ist die Fiesta International, bei der die Gruppen maßgeblich zum Programm der zweitägigen Veranstaltung beitragen. „Bei der Fiesta werden wir den Vereinen in diesem Jahr auch wieder helfen, um den Anlauf nach Corona zu unterstützen“, versprach der Sozialbürgermeister. Und bedankte sich für den wichtigen und ausgedehnten Tagesordnungspunkt: „Die Lebendigkeit der Integrationsarbeit kam hier heute Abend zum Ausdruck“, resümierte Berner.

Vor gut einem Jahrzehnt wurde das „KunstWerk“ im ehemaligen Gebäude der Polstermöbelfabrik Kill (Schorndorfer Straße 33) eröffnet. Konzeptioneller Grundgedanke war, dort ein Kunst- und Kulturhaus zu etablieren. Neben der Vermietung von Ateliers an unterschiedliche Künstler wurden größere Räumlichkeiten den örtlichen Vereinen zur Verfügung gestellt; darunter den Vereinen der albanischen, griechischen, italienischen und türkischen Gemeinschaften, die zuvor teilweise bereits in anderen städtischen Gebäuden mit eigenen Räumlichkeiten vertreten waren.