Varianten für Fellbacher Stadtmitte vorgestellt


Einen umfassenden Überblick über alle bisherigen Ideen zur Entwicklung der Neuen Mitte Fellbachs gab Baubürgermeisterin Beatrice Soltys den Stadträten in der Gemeinderatssitzung am Dienstag, 09.11.2021. Zur Vorbereitung der endgültigen Entscheidung hat die Stadt neben den Bürgerbefragungen auch eine Reihe von Gutachten und Studien in Auftrag gegeben. „Wir wünschen uns einen Stadtraum, der attraktiv ist“, erklärte sie. Es gehe um eine Gestaltung, die den Begriff „Stadtmitte“ verdiene und die zum Verweilen und zum Einkaufen einlade sowie die Einzelhandelsbereiche verknüpfe.

Visualisierung einer Varianten mit der Verlegung der Endhaltstelle, die eine große Freifläche vor der Evangelischen Lutherkirche ermöglichen würde

Eine von mehreren Varianten: So könnte die Neue Mitte Fellbachs aussehen.

Die Verwaltung sieht diese Möglichkeit nach wie vor in der Verlegung der Endhaltstelle, die eine große Freifläche vor der Evangelischen Lutherkirche ermöglichen würde. „Das bringt einen ungemeinen Schwung und Qualität in den Stadtraum“, ist Soltys überzeugt. Ein Verbleib am jetzigen Standort mit den 80-Meter-Zügen sei immer verbunden mit Wegeunterbrechungen, Umwegen und nur kleinen Resträumen. Gerecht werden müsse man bei allen Planungsvarianten natürlich den unterschiedlichen Verkehrsteilnehmern, aber auch der Evangelischen Kirchengemeinde, den verschiedenen Interessensverbänden und der Bürgerschaft. All jene sollen wie bisher auch in das weitere Vorgehen einbezogen werden.

„Wir sind gestartet bei einer banalen Verlängerung von Zügen und sind nun zu umfangreichen Überlegungen gekommen“, betonte Soltys. Neben zwei unabhängigen Architekturbüros, die in sogenannten Stegreif-Entwürfen verschiedene Gestaltungsideen entwickelt haben, hat die Verwaltung zusätzlich verschieden verkehrliche Maßnahmen prüfen lassen und einen Gestaltungsbeirat für den „neuralen Blick von außen“ hinzugezogen. Dieses umfangreiche Material sowie die zahlreichen Bürgereingaben sind inzwischen ausgewertet und zeigen, dass es zwar verschiedene Varianten für die Umsetzung der verlängerten Endhaltestelle gebe – doch gerade die Verschiebung nach Westen zeige das meiste städtebauliche Potenzial. Der neue Vorschlag der Stuttgarter Straßenbahn AG (SSB) greife dies jetzt ebenfalls auf.

In zahlreichen verkehrlichen Untersuchungen überprüfte die Stadt Auswirkungen von verkehrslenkenden Maßnahmen beziehungsweise von verkehrlichen Änderungen. Ein Ingenieurbüro hat unter anderem Kreisverkehre am Berliner Platz und dem Knotenpunkt Bahnhof-/Tainer-/ Seestraße geprüft, außerdem wurden die Auswirkungen einer möglichen Verlegung beziehungsweise einer Umorganisation der Zufahrt in die Tiefgarage analysiert. In die Planung miteinbezogen wurde auch eine eventuelle geränderte Linienführung des „60iger Busses“. Die dabei möglichen leichten Verschlechterungen im Oberdorf könnten über andere Maßnahmen - beispielsweise die Veränderung der Linienführung 215 und/oder ein Citybus-Konzept – kompensiert werden. „Ein ergänzender Citybus kann die Erschließung des Oberdorfs mit seinen schmalen Straßen qualitativ deutlich verbessern“, bekräftige Soltys. Auch die Neugestaltung der Fahrrad- und Fußgängerwege über die Bahnlinie wurden berücksichtigt. Daneben flossen die Ergebnisse einer Radverkehrs- und einer Fußgängerzählung an den wichtigsten Knotenpunkten und Achsen in die Überlegungen mit ein. „Auch die SSB hat ihre Pläne überarbeitet und verschiedenen Varianten aufgezeigt“, so Soltys. In den fünf verschiedenen Planungen der SSB ist auch eine Tunnelrampe mit berücksichtigt, die aber auf Grund der Kosten und des notwendigen Brand- und Lüftungsschutzes wohl kaum umsetzbar sei.

Als Fazit der Auswirkungen der Prüfungsergebnisse auf die Entscheidung über die Position der neuen Endhaltstelle Lutherkirche fasste Soltys zusammen, dass der Mobilitätsknotenpunkt an der Lutherkirche aufrechterhalten und eventuell auch ausgebaut werden könne, wenn die Stadtbahnhaltestelle etwas nach Westen verschoben werde. Zusätzliche Maßnahmen wie die Verlegung von Buslinien könnten mitgedacht werden, „sind aber nicht zwingend erforderlich“. Kreisverkehre an den Knotenpunkten seien zwar baulich machbar, ermöglichten jedoch keine Busandienung analog zum Bahnhof. Die Tiefgarageneinfahrt müsse aber auf jeden Fall verlegt werden. „Das ist in mehreren unterschiedlichen Varianten möglich.“ Umgesetzt werden soll unabhängig von der Position der Endhaltestelle auch eine Verbesserung der Nord-Süd-Querung Fahrradstraße/Stadtbahn, erläuterte Soltys.

In der anschließenden Aussprache zeigten sich die Stadträte zufrieden mit der Vielfalt an verschiedenen Varianten für die Entwicklung der Fellbacher Mitte. Einig waren sie sich auch dabei, dass durch eine mögliche Änderung der Buslinienführung für keinen Fellbacher ein Nachteil bei der Anbindung an den ÖPNV entstehen darf. Die Verschiebung der Haltestelle eröffne Perspektiven, jedoch dürfe eine solche Verschiebung nicht zum Preis von schlechten Umsteigemöglichkeiten realisierten werden, appellierte Agata Ilmurzynska, Fraktionsvorsitzende der Grünen. Der Einsatz eines Citybus scheine eine gute Lösung zu sein. Zufrieden mit dem Zwischenstand zeigte sich auch die SPD-Fraktion, die eine Kombilösung der unterschiedlichen Varianten für denkbar hält. Auf keinen Fall denkbar allerdings eine Variante mit zwei Kreisverkehren, machte Stadtrat Hans-Peter Krause deutlich.

Bei der Entwicklung beachtet werden müssten auf jeden Fall alle Arten der Mobilität, die Beteiligung der Öffentlichkeit sowie die Belastung des Haushalts, erklärte Franz Plappert, Fraktionsvorsitzender der CDU. Doch: „Am Ende des Tages, wenn es steht, werden die Bürger sagen, es ist gelungen“, zeigte er sich überzeugt. „Es geht nicht nur um die Endhaltestelle, sondern um die einmalige Chance, eine attraktive Stadtmitte Fellbach zu gestalten“, meinte Ulrich Lenk (FW/FD). Zudem bat der Fraktionsvorsitzende darum, weiterhin ohne Zeitdruck vorzugehen und auch weiter die Bürgerschaft sowie die Evangelische Kirche miteinzubeziehen.

Im Nachgang an die Gemeinderatssitzung ist nun eine Informationsveranstaltung für die Öffentlichkeit geplant. Zudem hat die SSB für November eine vergleichbare Kostenschätzung für die unterschiedlichen Haltestellenvarianten zugesagt.

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Redakteur / Urheber
© Mareike Hoff (Stadt Fellbach)