Eine Schenkung macht Geschichte – 900-Jahrfeier in Fellbach


Eine Gründungsurkunde für Fellbach gibt es nicht, die Stadt am Kappelberg ist wahrscheinlich schon deutlich über 1000 Jahre alt – trotzdem feiert sie dieses Jahr ihren 900. Geburtstag. Zurück geht das Datum 1121 auf eine Notiz, die in einer Chronik der Zwiefalter Mönche auftaucht. Dies ist eine der Geschichten, die während des Jubiläums erzählt werden wird. Am kommenden Sonntag, 2. Mai, startet Fellbach offiziell ins Jubiläumsjahr – „wenn zunächst auch leise, doch wir haben viel auf das wir stolz sein können!“, wie Oberbürgermeisterin Gabriele Zull in einem kurzen Film feststellt.

Bewusst setzt Fellbach ein Zeichen gegen Corona und beginnt mit den Jubiläumsfeierlichkeiten, „auch wenn wir noch nicht so feiern können, wie wir gerne möchten“, erklärt Gabriele Zull. Größere Publikumsveranstaltungen wie die offizielle Eröffnung, eine Kulturnacht oder der Familientag sowie alle Veranstaltungen, die von den Vereinen mitgestaltet werden, sind zunächst in die zweite Jahreshälfte geschoben worden. „Aber im Stadtbild wird das Jubiläum ab jetzt eine Rolle spielen“, führt die OB zusammen mit der Kulturamtsleiterin Maja Heidenreich aus. Zunächst werden sich Stadtbesucher zwischendurch die Augen reiben, wenn ihnen die Pfalzgräfin von Calw oder Gerhard Conrad Maickler über den Weg laufen. „Insgesamt sechs für Fellbach wichtige historische Personen werden im Stadtgebiet zuerst am kommenden Sonntag und dann immer wieder unterwegs sein“, berichtet Maja Heidenreich.

Bewusst setzt die Kulturamtsleiterin dabei auf sehr unterschiedliche Persönlichkeiten. Liutgard von Calw vermachte um 1121 dem Kloster Zwiefalten unter anderem den Ort Fellbach. Der Theologe Maickler lebte im 17. Jahrhundert während der Pest in Fellbach und war in vierter Ehe mit einer Schwester des Astronoms Johannes Kepler verheiratet – auch sie eine Person, die man künftig auf Fellbachs Straßen trifft. „Durch die Begegnungen entsteht ein anderes Gefühl für die Geschichte“, ist sich Oberbürgermeisterin Zull sicher. Schauspieler des Jugendtheaters Bagage oder des Theaters Puellarum verkörpern auch den Lehrer und Musiker Wilhelm Amandus Auberlen, den Dichter Eduard Mörike sowie die Fotografin Hansel Mieth.

Am kommenden Sonntag setzen die Organisatorinnen zusätzlich zu den Personen im Stadtgebiet auf Plakate und Fahnen, Turmbläser und eine kleine Lichtinstallation am Turm der Lutherkirche. „Nach und nach werden wir dann weitere Veranstaltungen angehen“, erläutert die Kulturamtsleiterin. Sobald es die Inzidenzwerte zulassen, werden Ausstellungen – die erste mit Werken der Künstlerin Ingrid Seddig ist bereits in der Städtischen Galerie aufgebaut und wartet auf Öffnung -, Musikveranstaltungen, Kunst im öffentlichen Raum und vieles mehr folgen. „Wir haben viele kleine und große Events geplant und rechnen damit, dass im Juli auch etwas stattfinden kann.“ Einbezogen in die Planungen waren von Beginn an die Vereine der Stadt, die das Jubiläumsprogramm maßgeblich mitgestalten. „Diese Events werden erst später im Jahr stattfinden, da momentan keine Treffen – auch nicht zum Proben – erlaubt sind“, schildert Heidenreich die coronabedingten Probleme.

Auf digitale Beteiligung hat auch Museumsleiterin Ursula Teutrine umgestellt. Die große Jubiläumsausstellung „Ort-Wort-Wein“ war auf die Mitwirkung der Fellbacher aufgebaut. „Wir haben aus der Not eine Tugend gemacht und inzwischen viele Interviews filmisch dokumentiert“, fasst sie die Arbeit der vergangenen Monate zusammen. Diese digitalen Dokumente werden natürlich im Jubiläumsjahr zu sehen sein und die Geschichte Fellbachs – den Ort, seine Wörter und seinen Wein – beschreiben. Überhaupt wird der Wein eine große Rolle spielen – in den Videos, im Jubiläumswein oder auch in den Vorträgen und der Ausstellung. „Zu jedem der drei Ausstellungsteile wird es ein Produkt geben – eine kleine historische Ansichtenreihe, ein Fellbacher Wörterbuch und natürlich den Jubiläumswein“, so Ursula Teutrine. Die Ausstellungseröffnung ist in der Kulturnacht im Carée am 17. Juli geplant. Digital aufgebaut wird auch ein Stadtrundgang. „Wir arbeiten mit Funktechnik. Die Informationen sind über das Handy abrufbar“, erklärt Gabriele Zull. Die sogenannten iBeacons sind beispielsweise am Rathaus, an der Lutherkirche oder auch im Oberdorf angebracht. Die erste kleine digitale Stadtführung wird voraussichtlich Ende Mai/ Anfang Juni möglich sein.

Mit welchen Widrigkeiten die Verantwortlichen zu kämpfen hatten und warum sich die Stadt trotzdem für den Start ins Jubiläumsjahr entschlossen hat, zeigt ein bisschen augenzwinkernd ein kurzer Videoclip, der ab Sonntag zu sehen sein wird. Zusammen mit den Fellbacher Filmschaffenden von underpier 27 haben es die Organisatoren geschafft, „den Spagat zwischen der Corona-Realität und der Freude auf das Jubiläum sowie den anstehenden Feiern für diese wunderbare Stadt und ihre Menschen darzustellen“, so Oberbürgermeisterin Zull.

Weitere Informationen:

Aktuelle Programmhinweise zum Jubiläum sowie das Video sind auf der Homepage der Stadt unter 900.fellbach.de hinterlegt.

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