Geimpft wird im Drei-Minuten-Takt


„Warum soll ich ins Kreisimpfzentrum nach Waiblingen? Ich wohne in Fellbach und will hier geimpft werden!“ Der Wunsch des Anrufers bei der Corona-Hotline der Stadtverwaltung konnte in der vergangenen Woche in Erfüllung gehen. Denn am Donnerstag machte der Impftruck, der seit 2. März durch den Rems-Murr-Kreis tourt, in Schmiden Station, am Freitag stand er auf dem Parkplatz hinter der Schwabenlandhalle. Pünktlich um 9.30 Uhr wurde die erste Impfung gesetzt. Dann ging es im Drei-Minuten-Takt weiter, bis 132 Impfungen gesetzt waren.

Die Chance, sich wohnortnah gegen das Coronavirus impfen zu lassen, wollten sich viele über 80-Jährige, für die das Impftruckangebot gedacht ist, nicht entgehen lassen. „Nach wenigen Stunden waren alle Termine vergeben“, berichtete Oberbürgermeisterin Gabriele Zull am Freitagmorgen bei einem Vor-Ort-Termin mit Gerd Holzwarth, dem zuständigen Dezernenten des Rems-Murr-Kreises. Rund 270 über 80-Jährige konnten an den beiden Tagen geimpft werden. In drei Wochen steht für sie die Zweitimpfung mit dem Vakzin von Biontech Pfizer statt. „Solange der Impfstoff knapp ist, freue ich mich über jede zusätzliche Impfung“, meinte Gabriele Zull.

Der Rems-Murr-Kreis hatte trotz seiner hohen Einwohnerzahl und seiner großen Fläche nur ein Kreisimpfzentrum erhalten, das in der Waiblinger Rundsporthalle angesiedelt wurde. Da die Impfstoffzuteilung jedoch an die Kreisimpfzentren erfolgt und nicht entsprechend der Bevölkerungszahl, sieht sich der Kreis benachteiligt. Der Impftruck ist ein gewisser Ausgleich. Hier sind die mobilen Impfteams aus dem Zentralen Impfzentrum des Stuttgarter Robert-Bosch-Krankenhauses im Einsatz, die zuvor die Impfungen in den Pflegeheimen des Kreises durchgeführt haben. Sie bringen eigenen und damit zusätzlichen Impfstoff mit.

Beim Impftruck handelt es sich um Sattelzug. Im 32 Tonnen schweren Auflieger sind zwei vollständig eingerichtete Arztpraxen eingebaut sind, erläuterte Gerd Holzwarth. Vier solcher Trucks hat das Deutsche Rote Kreuz vor einigen Jahren für den Einsatz in Katastrophenfällen beschafft. Drei sind derzeit in Sachsen im Einsatz, einer konnte für den Rems-Murr-Kreis organisiert werden.

Beim Vor-Ort-Impfangebot mit dem Truck arbeiten der Rems-Murr-Kreis, die Kommunen und die mobilen Impfteams aus Stuttgart eng zusammen. So läuft die Anmeldung und Vergabe der Impftermine nicht über die zentrale Rufnummer 116117 oder die landesweite Plattform www.impfterminservice.de sondern über die Kommunen. Die Software für die Anmeldung, bei der gleich alle relevanten Daten erhoben werden, stellt der Landkreis zur Verfügung. Vor Ort sorgten Mitarbeiter des Landratsamtes, der Stadt, der Schwabenlandhalle und des DRK-Ortsvereins für einen reibungslosen Ablauf.

Schon kurz nach 9 Uhr kamen die ersten Impfwilligen zur Schwabenlandhalle. Nach einer obligatorischen Fiebermessung durften sie zur Anmeldung im Foyer des Hesse-Saals. Dort wurde ihnen ein Anamnesebogen, ein Aufklärungsblatt und die Einwilligungserklärung ausgehändigt. Nach der Impfung, Gehbehinderte wurden nicht im Truck selbst, sondern in einem Raum der Schwabenlandhalle geimpft, stand im Hessesaal ein Aufenthaltsbereich zur Verfügung, in dem die Geimpften noch rund eine Viertelstunde beobachtet wurden. Gesundheitliche Probleme habe es freilich nach den Impfungen noch keine gegeben, berichtete Gerd Holzwarth. Allenfalls im Einzelfall einmal Kreislaufprobleme. Diese seien aber weniger auf die Impfung als auf die Aufregung zurückzuführen gewesen.

Eine Impfung „direkt vor der Haustür“ sei für die älteren Mitbürger eine große Erleichterung, weiß Gabriele Zull. Sie hoffe, dass bald ausreichend Impfstoff zur Verfügung stehe, so dass das Impfen für alle Impfwilligen– in Hausarztpraxen oder Impfzentren – so einfach werde.

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