Kommunales Hilfspaket für Händler, Gastronomen und Dienstleister

Stadt Fellbach setzt auf Atmosphäre und Gutscheine, um die Kaufkraft in die örtlichen Zentren zu lenken

„Vielen Unternehmen wird gerade der Boden unter den Füßen weggezogen“, betonte Oberbürgermeisterin Gabriele Zull in der Gemeinderatssitzung am Dienstag, 23. Februar.

Die versprochenen Finanzhilfen von Bund und Land laufen nur schleppend an. „Deshalb müssen wir selbst handeln und das Unsere dazu beitragen, dass es in unserer Innenstadt ein Frühlingserwachen gibt“, verkündete die OB. Darum wird es nun ein kommunales Hilfspaket – das Fellbacher Frühlingsprogramm 1 (FFP 1) – geben, das nach dem Ende des Lockdowns zur wirtschaftlichen Erholung beitragen soll. „Wir hoffen, mit diesem Programm einen ersten Anstoß zu geben, dem die Bürger folgen.“ Der Gemeinderat verabschiedete das kurzfristig vorgestellte Programm in der Sitzung einstimmig, so dass die Umsetzung unmittelbar anlaufen kann.
 
Teil des Hilfspakets sind von der Stadt finanzierte „Frühlingsgutscheine“ im Wert von 10 Euro. Diese soll es ab dem 12. März beim Kauf eines Fellbacher 10-Euro-Geschenkgutscheins, die das Stadtmarketing seit Jahren erfolgreich vertreibt, gratis dazu geben. Pro Person können maximal vier Gutscheine erworben werden. Verkauft werden die Gutscheine auf dem Schmidener und Fellbacher Wochenmarkt. Außerdem soll es noch weitere Verkaufsstellen geben. „Um eine spürbare schnelle Wirkung zu erzielen, sind die Gratis-Gutscheine nur bis zum 31. Mai und ausschließlich bei den durch die Corona-Verordnung zwangsweise geschlossenen Unternehmen einlösbar“, erklärte Einzelhandelskoordinator Julian Deifel. Die Verantwortlichen gehen davon aus, dass die städtisch finanzierten Gutscheine ein Vielfaches an privater Kaufkraft generieren, so Deifel. „Das Gutscheinsystem hat sich bewährt und kommt zu 100 Prozent bei den Händlern und Gastronomen an.“
 
Gegen eine direkte finanzielle Förderung von Unternehmen seitens der Stadt sprechen rechtliche Risiken, erläuterte Deifel. „Es kann nicht zielführend sein, wenn verschiedene Förderprogramme gegeneinander aufgerechnet werden müssen“, erläuterte er mit Bezug auf die Hilfsgelder von Bund und Land. Deshalb sei jetzt, wo kurzfristige Öffnungen absehbar sind, das Hilfspaket ein deutliches Zeichen der Stadt, das schnell und unbürokratisch umgesetzt werden könne.
 
Zum Fellbacher Frühlingsprogramm gehört außerdem ein Maßnahmenpaket mit Werbekampagnen, verschiedenen Preisen und Aktionen. „Bei ‚Fellbach blüht auf‘ gibt es beispielsweise eine Blumenstrauß ab einem Einkauf von über 100 Euro“, so Florian Gruner vom Stadtmarketing-Verein. Für Kinder und Jugendliche soll es außerdem eine Aktion im Vorfeld der Fußball Europameisterschaft geben. Zudem ist ein „Samstag-Shopping“ mit einem besonderen Kauf­erlebnis angedacht. „Und auch die lokalen Kunstinstitutionen sollen mit der Aktion ‚Schaufenster trifft Kunst‘ ins Boot geholt werden“, sagte Gruner. Zusätzlich sind Netzwerkveranstaltungen geplant, bei denen die Akteure sich austauschen oder auch zusammenschließen können. So sehen die bisherigen Vorschläge aus, sagte Gruner. Für weitere Aktionen stehe man im ständigen Kontakt mit den Gewerbetreibenden und freue sich über neue Vorschläge.
 
Insgesamt stellt die Stadt für das Programm 100.000 Euro außerplanmäßig zur Verfügung – Haushaltsmittel, die hälftig in die Frühlingsgutscheine und in das ergänzende Maßnahmenpaket fließen. „Wir können bei Bedarf auch noch eine Fortsetzung des Programms andenken“, verweist Oberbürgermeistern Zull auf die für Ende April geplante erneute Behandlung des Themas im Gemeinderat.
 
Die Kosten für ein „positives Signal und Bekenntnis zur Innenstadt“ halte die SPD-Fraktion für vertretbar, sagte SPD-Stadtrat Andreas Möhlmann. Auch sei das Gutscheinkonzept ein „zielführender Ansatz“. Ulrich Lenk (FW/FD) zeigte sich erfreut darüber, dass sich etwas tut. „Ich sehe Licht am Horizont. Das kann aber nur ein erster Schritt sein und muss weiter gehen“, denn seine Fraktion sei sehr besorgt darüber, wie prekär die Lage bereits sei oder zunehmend werde. „Das Wir-Gefühl ist unsere Stärke“, sagte Stadtrat Jörg Schiller (CDU). Deshalb sei er überzeugt, dass die Maßnahmen in Fellbach gut funktionieren und schnell Wirkung zeigen würden. „Das muss aber eine Sache sein, die aus der gesamten Bürgerschaft kommt.“ Steffen Ellinger (Grüne) hingegen warf ein, dass man sich auch die Frage stellen müsse, was mit 100.000 Euro noch gemacht werden könnte. Denn auch nach Corona gebe es noch Baugebiete und den Klimawandel. Trotzdem stimme auch seine Fraktion wie die anderen Fraktionen dem Hilfspaket zu. „Wir schaffen damit Lichtblicke für Gastronomen, Gewerbetreibende, Dienstleister und Kunstschaffende. Die Wirtschaft und der soziale Zusammenhalt werden gestärkt“, so Ellinger.
 
Die Stadt könne einen ersten Anstoß geben, appellierte OB Zull. Wichtig sei, dass die Bürger folgten und die Unternehmen vor Ort stützten. „Unterstützen wir gemeinsam, was in unserer Stadt nicht wegzudenken ist – den Einzelhandel, die Dienstleister und die Gastronomie.“

^
Download