Das digitale Klassenzimmer verbindet

Schüler und Lehrer halten im Lockdown engen Kontakt

„Es brach kein Jubel aus, als wir zum Jahresende in den Online-Unterricht gegangen sind. Die Schüler waren traurig, dass sie sich nicht mehr treffen“, stellte David Coronel fest. Der Rektor der Wichernschule führte am vergangenen Donnerstag, 11. Februar, Oberbürgermeisterin Gabriele Zull durch das digitale Klassenzimmer.

„Viele Kinder vermissen den Gang ins Schul-gebäude, das Treffen mit Freunden und den direkten Austausch, für sie ist der gut gemachte Online-Unterricht eine Möglichkeit, weiter teilzuhaben. Daher ist es so wichtig hier weiter zu investieren und gute Konzepte zu haben“, fasste Gabriele Zull zusammen.
Wer im Lernstudio der Wichernschule massive Einbauten und Monitorwände erwartet, wird enttäuscht. Es sind kleine technische Details, die den digitale Unterricht nicht nur ermögli-chen, sondern auch abwechslungsreich machen. Mehrere Kameras übertragen das Klassen-zimmer sowie die Lernecken zu den Schülern auf die heimischen Computer. Ein Raummikro-phon sorgt dafür, dass die Unterhaltung ohne Verlust übertragen wird. „Wir haben vieles aus-probiert. Es gibt ganz unterschiedliche Angebote“, erklärt David Coronel. Doch für die Förder-schule sei es enorm wichtig, dass die Schüler „das Gefühl haben, dabei zu sein.“ Das jetzige System für gut 6000 Euro funktioniert nicht nur einfach, sondern bringt die Schüler wieder zusammen und lässt sich mit ganz unterschiedlichen weiteren Bausteinen verknüpfen. So können Lerngruppen gebildet werden, Leseförderung findet im „Eins-zu-Eins-Unterricht“ am Tablet statt und selbst der Fasching kommt mit einem Video nicht zu kurz.
Der Unterricht beginnt in der Klasse von Semjon Sergejew mit dem gemeinsamen Anschauen der Kindernachrichten „Logo“, einem kleinen Quiz dazu und dem Beantworten von Fragen, dann wechseln die Schüler in verschiedene digitale Räume, arbeiten in Kleingruppen, können sich auch mal zu zweit austauschen und bearbeiten Online-Aufgaben – alles immer mit dem Feedback des Klassenlehrers Sergejew. Die Schüler sind bei der Sache und genießen den Aus-tausch, doch die Aussage „ich wäre lieber in der Schule“, ist keine Einzelmeinung.

„Die Technik ist keine Neuerfindung, sondern bekannt“, sagt auch Oberbürgermeisterin Zull. Doch sie lebe davon, dass sie mit guten didaktischen Konzepten verknüpft wird und zu den Anforderungen der Schule passe. Die Wichernschule hat ihr Konzept gefunden. „Ich kann mich auf tolle Kollegen stützen“, so Coronel. In der digitalen Schulversammlung am Freitag nutzten die Lehrer die Plattform, um mit einem Video den Fasching zu feiern, Geburtstagskin-der wurden geehrt und ein kleiner Rückblick gemacht. Bis zu 120 Personen schalteten sich dann zusammen und verabschiedeten sich dann in die Ferien.

Das Lernstudio in der Wichernschule ist eine Art Blaupause für die weitere technische Ausstattung in den Schulen. „Es bringt nichts, alles, was technisch möglich ist anzuschaffen, sondern die Schulen müssen ausprobieren, was passt“, ist Zull überzeugt. So werden in den Schulen verschiedene Schwerpunkte gesetzt, doch jede Schule könnte von den gesammelten Erfahrungen profitieren. Die nächsten digitalen Klassenzimmer werden im Friedrich Schiller Gymnasium eingerichtet. Die Auberlen Realschule aktualisiert momentan die Whiteboards. „Die digitalen Tafeln sind über zehn Jahr alt und wir erneuern die Technik. Die anderen Schulen fangen bei der Auswahl dann nicht mehr bei null an, sondern legen die Ergebnisse der Auberlen-Realschule zugrunde“, erklärt Stephan Gugeller-Schmieg, der zuständige Amtsleiter.

„Fellbach hat früh begonnen die Klassenzimmer technisch gut auszustatten“, stellten Coronel und Zull übereinstimmend fest. Technisch habe daher beim Lockdown vieles schon gepasst, doch „sie müssen neue Regeln erstellen“, erklärt der Rektor. So wie es analoge Klassenregeln gäbe, müsse es auch digitale geben. „Sie dringen mit der Videoübertragung in die Privatsphäre der Schüler ein, dafür muss es einen Rahmen geben.“ Außerdem fordert der Rektor mehr Engagement von den Schulbuchverlagen, die bei den digitalen Lernmitteln und Plattformen einen deutlichen Nachholbedarf hätten.

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