Zum Artikel vom 20.03.2024 im Stadtanzeiger
Das „Geburtstagsständchen“ überbrachte Zweierpasch. HipHop-Klänge sind eher ungewohnt, wenn eine Stiftung mit einer Matinee an einem Sonntagvormittag ein Jubiläum feiert. Doch im Fall der Dr. Karl Eisele und Elisabeth Eisele-Stiftung, die jetzt auf 20 Jahre erfolgreiche Arbeit zurückblickte, nur folgerichtig. Denn die Stiftung hat sich das Ziel gesetzt, Kinder und Jugendliche für Naturwissenschaften und Technik zu begeistern und grenzüberschreitende Projekte zur Völkerverständigung mit einem Fokus auf Frankreich zu fördern. Und Zweierpasch, die Band um Felix und Till Neumann aus Freiburg, rappen zweisprachig und wurden schon 2018 mit dem AdenauerDe-Gaulle-Preis für deutsch-französisches Engagement ausgezeichnet. Die Geschichte der Eisele-Stiftung ist eine Geschichte, wie sie auch das Leben nicht oft schreibt.
Als der damalige Oberbürgermeister Christoph Palm im Januar 2003 Dr. Karl Eisele zu seinem 90. Geburtstag gratulierte, entspann sich ein reges Gespräch über bildungspolitische Themen. Den promovierten Physiker trieb die Sorge um, dass in Deutschland den Naturwissenschaften zu wenig Aufmerksamkeit gewidmet wird. Zum Abschied übergab er Palm einen Scheck mit der Bitte daraus „etwas Vernünftiges“ zu machen. Die Stadt rief den Dr. Karl Eisele-Preis ins Leben, der seitdem an die beiden besten Abiturienten eines Jahrgangs der beiden Fellbacher Gymnasien in den Fächern Physik und Mathematik verliehen wird. Die Verwendung des Geldes war ganz im Sinne Karl Eiseles und seiner Frau Elisabeth. Da ihre Ehe kinderlos geblieben war, überlegten sie, was mit ihrem Erbe geschehen sollte. So wurde 2004 die Eisele-Stiftung gegründet.
Stiftungen gehörten zu den ältesten Instrumenten bürgerschaftlichen Handelns und privaten Engagements für das Allgemeinwohl, erinnerte OB Gabriele Zull, die qua Amt auch Vorsitzende des Stiftungsvorstands ist. Das Engagement des Ehepaars Eisele und seiner Stiftung dürfe als beispielhaft und herausragend gelten. Aus den Kapitalerträgen des Stiftungsvermögens von 10 Millionen Euro wurden in den vergangenen zwei Jahrzehnten mit rund 3,4 Mio. Euro Projekte unterstützt, berichtete Zull.
Die Eisele-Stiftung begleitet beispielsweise die Eisele-Preisträger auf ihrem weiteren Weg. Der Eisele-Preis sei für ihn Ansporn gewesen, die Unterstützung während seines Studiums in London wichtig, berichtete Dr. Johannes Greiner, der heute bei IBM am und mit dem Quantencomputer arbeitet, im Gespräch mit SWR-Moderatorin Nicole Köster. Neben der Spitzenförderung liegt ein besonderes Augenmerk der Stiftung auf der Breitenförderung. Dafür steht die Unterstützung von Bildungsprojekten wie der Jugendtechnikschule (JTS), von Angeboten der Kunstschule oder dem Lesehilfeprojekt FLUMI. „Diese Investitionen in junge Talente und die Unterstützung von Bildungsprojekten wollen dazu beitragen, eine Generation heranzubilden, die die Herausforderungen der Zukunft mit Weitblick und Engagement meistern kann“, so Gabriele Zull. Die Idee und Konzeption der Stiftung hat Prof. Dr. Michael Resch, Leiter des Höchstleistungsrechenzentrums (HLRS) der Universität Stuttgart, vom Start an überzeugt. Gerade auch das Heranführen von Kindern an Themen wie das Programmieren etwa an der JTS hält er für wichtig. Leider jedoch spiele im Schulunterricht Informatik kaum eine Rolle, dies sei für den Wirtschaftsstandort Deutschland problematisch, meinte er. Stiftungen könnten viel bewirken, betonte Christoph Palm. Sie seien „die Schnellboote in den Fluten der Bildungspolitik“ und könnten auch experimentelle Ansätze ausprobieren, letztlich sei aber die Bildungspolitik gefordert.
Aufgrund seiner Biografie lagen Karl Eisele die deutsch-französischen Beziehungen besonders am Herzen. Viele Projekte wie die französischen Wochen in der Region konnten von den Mitteln der Eisele-Stiftung profitieren. Aber bspw. auch Theaterprojekte des Theater Eurodistricts Baden Alsace werden gefördert oder in diesem Jahr der Trinationale Schülerkongress der Naturwissenschaften und Technik in Offenburg. Ein Teil des Stiftungsvermögens wurde als Anlagekapital in die Markthalle investiert, die gerade technisch aufgerüstet wurde. Die Zusammenarbeit mit der Stiftung als Vermieter sei absolut unproblematisch, lobte Dominic Welz, Markthallen-Mieter der ersten Stunde.