Neue Wege in der Schuldnerberatung
Schuldnerberater seien schwer zu finden, so Reinhard Bihlmeyer, stellvertretender Geschäftsführer des Kreisdiakonieverbands im Rems-Murr-Kreis. „Das ist kein Ausbildungsberuf“, erklärt Bihlmeyer.
Dennoch stand die Arbeiterwohlfahrt Fellbach (AWO) für eine jahrelange engagierte Tradition der Schuldnerberatung in Fellbach. Das war allerdings nur möglich, da es mit Ulrich Wittke seit 1987 einen herausragenden und engagierten Schuldenberater gab, der auch noch im Ruhestand ehrenamtlich seine fachkundige Unterstützung anbot. Nach langer Krankheit ist er leider in der Zwischenzeit verstorben. Das Angebot endete mit dem Tod von Ulrich Wittke. In den vergangenen Monaten wurden Gespräche zur Neuausrichtung geführt. Es ist im Interesse der Stadtverwaltung und der AWO, die Tradition auch angesichts der neuen konzeptionellen Ausrichtung fortzusetzen. Gemäß der vom Landratsamt vorgelegten Statistik weist Fellbach absolut gesehen die höchste Zahl an verschuldeten Menschen im Landkreis auf. Die Stadtverwaltung ging deshalb – sobald die Übernahme der Schuldnerberatung durch den Kreisdiakonieverband bekannt war – auf den diakonischen Träger zu, um auszuloten, ob und wie ein Beratungsangebot direkt vor Ort in Fellbach möglich ist. Die Abstimmungsgespräche fanden ab Ende 2022 im Beisein von Vertretern des AWO-Ortsvereins Fellbach statt.
So kam es nun zur Kooperation zwischen dem Kreisdiakonieverband und der AWO mit finanzieller Unterstützung durch die Stadt. Der Kostenaufwand für die Stadt beträgt in den Jahren 2023 – 2027 etwa 35.000 Euro pro Jahr für den angestrebten Personalanteil von knapp 30 Prozent; für das „Rumpfjahr“ 2023 fallen voraussichtlich nur geringe Kosten an. Die Kosten sollen jährlich zwischen Kreisdiakonieverband und der Stadt abgerechnet werden.
Die Beratung kann in den Räumlichkeiten des Ortsvereins der AWO in Fellbach stattfinden. „Hier kann die Anonymität gewahrt werden, da es hier viele verschiedene Angebote gibt“, so Bernd Waizel, Geschäftsführer der AWO, dem die Diskretion sehr wichtig ist.
Die Mitglieder des Gemeinderates stimmten dem Aufbau einer niederschwelligen Schuldnerberatung in der Sitzung vor der Sommerpause einstimmig zu.