Sozial geförderter Wohnraum


„Auch an Fellbach gehen Weh und Leid der Welt nicht vorbei“, stellte die Baubürgermeisterin Beatrice Soltys in der Sitzung des Gemeinderates vor der Sommerpause fest. In diesem Fall war die Bauzurückhaltung gemeint, die auch in Fellbach zu spüren sei. So haben sich die Rahmenbedingungen für die Realisierung von Wohnungsbau, besonders von bezahlbarem Wohnraum, grundlegend geändert. Die schrittweise Erhöhung der Zinsen für die Finanzierung von Darlehen auf mittlerweile deutlich über 4 Prozent haben weitreichende Folgen. Für Familien mit begrenztem Eigenkapital ist eine Wohnungsfinanzierung nicht mehr zu leisten. Das führt auch dazu, dass der Markt für die Realisierung von geförderten Eigentumswohnungen praktisch vollständig zum Erliegen gekommen ist.

Die seit dem Ukrainekrieg stark gestiegenen Baukosten haben zusätzlich das Bauen von Wohnungen, begleitet von der Materialknappheit und Fachkräftemangel, die Situation nochmals deutlich verschärft. Als Folge dieser Preisspirale ist der Wohnungsbau in Deutschland drastisch zurückgegangen. Das betrifft sowohl den Wohnungsbau im Eigentum als auch den Mietwohnungsbau. Die Prognose geht von steigenden Mieten aus, da die Knappheit von Wohnraum den Markt weiter bestimmen wird. Das hat besonders zur Folge, dass die Realisierung von gefördertem Wohnraum weiterhin sehr schwierig wird. Die private Bauwirtschaft spricht von einer umfassenden Krise mit weitreichenden Konsequenzen. Ein weiterer Indikator ist der Rückgang von Baugenehmigungen um fast 50 Prozent in allen Bereichen.

Aufgrund der dargestellten Rahmenbedingungen ist die „Fischer Wohnbau @ Immobilien GmbH & Co.KG“ auf die Verwaltung zugekommen und hat um die Verringerung des sozial geförderten Wohnraumanteil gebeten. Die Verwaltung hat sämtliche Zahlen der Projektkalkulation einsehen können. Im Ergebnis bedeutet die Umsetzung der ursprünglichen Quote von 30 Prozent ein deutliches Projektminus und infolge würde es bedeuten, dass die Umsetzbarkeit des Projektes gefährdet sei.

Um ein unternehmerisch tragbares Ergebnis zu erzielen, könnten etwa 18 Prozent der Wohnfläche als geförderter Wohnraum umgesetzt werden.

Die Entscheidung war dem Gemeinderat nicht leichtgefallen. Doch um das wichtige Projekt nicht zu gefährden, stimmten die Gremiumsmitglieder, mit zwei Enthaltungen, einer verringerten Quote für die Umsetzung von sozial gefördertem Wohnraum für das Wohnprojekt Areal Friedrichstraße/Gutenbergstraße im Bereich "Alte Schule" zu.