Eine Chance für die Stadtentwicklung


Endhaltestelle LutherkircheDie Endhaltestelle der Stadtbahnlinie U1 wird von der Lutherkirche knapp 100 Meter nach Westen in Richtung Alten Friedhof verschoben. Dies hat der Fellbacher Gemeinderat Ende Februar mit großer Mehrheit beschlossen.

Die Verschiebung ist die Folge der Entscheidung der Stuttgarter Straßenbahnbetriebsgesellschaft (SSB), die Kapazität der erfolgreichen Linie U1 durch eine Verdoppelung der Zuglänge zu erhöhen. Die künftigen 80 Meter-Züge der U1 benötigen an den Haltestellen mehr Platz. Die Bahnsteige müssen daher umgestaltet werden. Eine Verlängerung am bisherigen Standort der Endhaltestelle Lutherkirche in Fellbach hätte bedeutet, dass die wichtige Verbindung zwischen der Oberstadt mit dem Rathaus Carrée und der Bahnhof- sowie der Cannstatter Straße stark beeinträchtigt worden wäre. „Das würde ich nicht für eine gute, zukunftsfähige Innenstadtentwicklung halten“, stellte Oberbürgermeisterin Gabriele Zull fest. Fußgänger- und Radbeziehungen wären zerschnitten und die Fläche für Jahrzehnte verbaut worden. „Wir hätten eine Chance vertan“, ist die OB überzeugt. In den vergangenen anderthalb Jahren hat die Stadt daher Gutachten zu den verschiedenen Aspekten der anstehenden Baumaßnahme eingeholt und die Auswirkungen auf den Autoverkehr, den öffentlichen Nahverkehr sowie auf Fußgänger und Radfahrer geprüft. Parallel dazu wurden die Bürger über verschiedene Formate eingebunden und die Pläne eng mit der SSB abgestimmt, die die Verschiebung positiv bewertet.

Der jetzt verabschiedete Kompromiss über den neuen Standort der Haltestelle ist eine „richtungsweisende Entscheidung“ für die Mobilität in Fellbach, wie Baubürgermeisterin Beatrice Soltys erklärte. Der Prozess müsse aber fortgesetzt werden. In einem ersten Schritt soll der Halt an den neuen Standort verschoben werden sowie ein sogenannter Mobilitätshub an diesem Standort entstehen. Der Hub ist ein Gebäude, das die verschiedenen Verkehrsarten bündeln und besser vernetzt soll. In einer zweiten Phase werde dann die städtebauliche Neuordnung im Bereich Lutherkirche, Kirchplatz und Marktplatz angegangen, so Beatrice Soltys zu den Planungsschritten. Für die Verlegung der Haltestelle sowie einen städteplanerischen Wettbewerb rechnet die Stadtverwaltung mit Kosten von gut 6,3 Millionen Euro. Für den Bau des Mobilitätszentrums sowie der Verlegung der Tiefgarageneinfahrt, die etwas verschwenkt werden soll, hat die Stadt knapp 11 Millionen Euro eingestellt. Noch nicht gegengerechnet sind Förderungen durch das Land. Die Verschiebung bezeichnete Architekt Wolfgang Riehle, Mitglied des Gestaltungsbeirats, als „große Chance“ und „Befreiungsschlag“ für die Mitte Fellbachs. Auch Aileen Hocker, FW/FD-Stadträtin, sah in der Verschiebung „eine Chance für die Stadtentwicklung“, die ihre Fraktion vollumfänglich mittrage. „Eine Stadt ist nie fertig“, betonte auch CDUFraktionsvorsitzender Franz Plappert. „Es geht um die gesamte Entwicklung der Ortsmitte“, erklärte SPD-Fraktionsvorsitzender Andreas Möhlmann. Die zwei Jahre Planung seien sinnvoll gewesen, um ein gutes Ergebnis zu erreichen. Die Grünen Fraktionsvorsitzende Agata Ilmurzynska mahnte ablehnend, dass die Haushaltsmittel „auch für andere Projekte reichen“ müssen. „Dass oberste Gebot der Stunde“ sei die Umgestaltung Fellbachs zu einer klimaresilienten Stadt. Auch wenn die große Mehrheit der Stadträte für die Verlegung und den Bau des Hubs stimmten, forderten alle Fraktionen ein, die Busverbindungen zu analysieren und weiter zu verdichten, die Umstiegszeiten zu optimieren sowie eine hochwertige Stadt- und Freiflächenplanung anzustreben.