Ein durchaus politisches Fellbacher Herbst-Motto


Der Fellbacher Herbst 2022 ist noch in bester Erinnerung. „Es war ein toller Fellbacher Herbst“, erinnerte sich Tom Seibold, Vorstandsvorsitzender der Fellbacher Weingärtner. „Nach den Einschränkungen durch die Corona-Pandemie hatten die Menschen einfach wieder Lust, gemeinsam zu feiern“, meinte er am vergangenen Donnerstagabend im Amandus-Saal der neuen Kelter. Dorthin hatte die Stadt die Mitwirkenden am Fellbacher Herbst-Umzug eingeladen, um den Startschuss für den 74. Fellbacher Herbst zu geben. Im Mittelpunkt: Die mit Spannung erwartete Bekanntgabe des Herbst-Mottos, das in Beiträgen der Fußgruppen und in der Gestaltung der Umzugswagen umgesetzt werden soll.

Seit den Zeiten des früheren Fellbacher Oberbürgermeisters Friedrich-Wilhelm Kiel stehen die Fellbacher Herbst-Tage unter einem Motto. Es ist das Privileg des jeweiligen Stadtoberhaupts, dieses Motto festzulegen. Und es ist eine Aufgabe, die durchaus Hirnschmalz erfordert. Schließlich soll die Umsetzung nicht zu schwierig sein. Das Motto für den Fellbacher Herbst 2023 ist bewusst ein (tages-)politisches, meinte Oberbürgermeister Gabriele Zull, als sie das Geheimnis lüftete. Es lautet: „In Fellbach bleibt Wein- und Obstbau bestehen, / auf dass es die Bürokraten in Brüssel verstehen.“

Die Oberbürgermeisterin lieferte die Erklärung, wie sie auf dieses Motto kam, auch gleich mit. Im Sommer letzten Jahres wurde der Entwurf einer neuen EU-Richtlinie zum Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft bekannt. Der Ansatz sei richtig, meinte die OB. Es sei ein Beitrag zu mehr Artenschutz. Doch sei der Entwurf so formuliert, dass er große Teile der hiesigen Landwirtschaft gefährde und sogar vernichten würde. In sogenannten „sensiblen Bereichen“ wie Landschafts- und Naturschutzgebieten soll künftig kein Einsatz von Pestiziden mehr erlaubt sein, auch die Bekämpfung von Schädlingen oder Pilzen mit biologischen Mitteln wie Backpulver oder Kupfer wäre verboten. Das Aus für den Fellbacher Weinbau und den Weinbau im Remstal wäre besiegelt.

Gegen diesen Entwurf haben nicht nur die Betroffenen, sondern auch die (Ober-)Bürgermeister aus dem Remstal gemeinsam mit dem Landrat, die Landtags- und Bundestagsabgeordneten massiv ihre Stimmen erhoben. Wie sich abzeichnet, durchaus erfolgreich. Es gibt zahlreiche Änderungsanträge zum Entwurf. Doch das Verfahren läuft noch. „Für uns ist es existenziell, dass die Richtlinie geändert wird“, betonte die Oberbürgermeisterin, „sonst ist der traditionsreiche Weinbau am Kappelberg beendet.“ Beim Fellbacher Herbst, einem der größten Erntedank-, Heimat- und Weinfeste Süddeutschlands, ein entsprechendes Zeichen zu setzen, könne daher eine wichtige Unterstützung sein. „Fellbach soll bleiben, was Fellbach ist“, bekräftigte Gabriele Zull.

Der Fellbacher Herbst findet traditionsgemäß am zweiten Oktoberwochenende statt. 2023 also vom 6. bis 9. Oktober. Für den inoffiziellen Auftakt sorgen die Fellbacher Weingärtner wieder mit ihrer großen Weinprobe in der Schwabenlandhalle am Donnerstag, 5. Oktober.

Anmeldungen für Festumzug bis 27. Juli möglich

Fellbacher Vereine, Schulen, Kindergärten und Initiativen können sich noch bis 27. Juli unter www.fellbach.de/herbst zum Festumzug am Samstag, 8. Oktober, anmelden.
Alle Gruppen erhalten eine pauschale Aufwandsentschädigung für ihre Teilnahme am Festumzug. Prämiert werden auch in diesem Jahr die beste Fußgruppe und der schönste Festwagen in Kooperation mit der Volksbank am Württemberg eG mit einem Preisgeld von je 250 €. Maximal 60 Gruppen können am Umzug teilnehmen.

Für Fragen steht das Team „Feste & Märkte“ der Fellbach Event & Location GmbH unter Tel. 0711 57561-350 oder E-Mail erlebnisse(at)feel.de zur Verfügung.

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Redakteur / Urheber
© Frank Knopp (Stadt Fellbach)