Auf „Du und Du“ mit der Digitalisierung


Verleihung OZG-Taskforce-Preis für kommunale Digitalisierung

Die Gewinner des OZG-Taskforce-Preises für kommunale Digitalisierung.

„Wir suchen bewusst den Austausch“, kommentierte Tobias Märtterer, Leiter der digitalen Verwaltung der Stadt Fellbach, das erfolgreiche zweite Treffen der sogenannten OZG-Taskforce in der vergangenen Woche. Rund 170 Digitalisierungsbeauftragte aus baden-württembergischen Kommunen und darüber hinaus trafen sich auf Einladung der Stadt Fellbach, um sich über die Umsetzung des sogenannten Online-Zugangs-Gesetzes (OZG) auszutauschen. In guter Atmosphäre, fachlich versiert und durchaus kontrovers diskutierten die Teilnehmer auch Anforderungen an die Landesbehörden, um die gesetzlichen Anforderungen der Digitalisierung besser umsetzen zu können.

Organisiert wird das landesweite Treffen von der digitalen Verwaltung im Büro von Oberbürgermeisterin Gabriele Zull. „Durch die Vernetzung in der OZG-Taskforce haben Sie sich selber eine größere Schlagkraft geschaffen, sie tauschen sich untereinander aus, arbeiten zusammen und erhöhen auch den Druck – genau das benötigen wir, um besser voran zu kommen.“ Für viele sei es normal mobil zu arbeiten, Essen zu bestellen oder Urlaube zu buchen, doch digitale Verwaltungsprozesse seien immer noch nicht überall verfügbar, Sicherheitsstandards nicht geklärt, oder „sie müssen Formulare ausdrucken, um sie zu unterschreiben.“ Die OB gab zu bedenken: „Noch sind viele Fragen nicht geklärt.“ An diesen „offenen Fragen“ arbeiten die Experten für digitale Verwaltungs-Prozesse gemeinsam und mit Hochdruck. Wie wichtig eine klare Authentifikation für digitale Prozesse ist, machte Professor Robert Müller-Török, Verwaltungshochschule Ludwigsburg, in seinem Vortrag deutlich. Eine eindeutige Identifizierung sei für fast alle digitalen Prozesse notwendig. Bisher hat sich diese „eID“ aber nicht durchgesetzt. „Wir benötigen hier mehr Durchsetzungskraft“, so die eindeutige Meinung der Konferenzteilnehmer, die dazu Maßnahmen abstimmen werden.

Die gemeinsame Arbeit der Digitalisierungsbeauftragten findet zumeist online statt. Sie tauschen Formulare Netzcodes und Erfahrungen in Videokonferenzen und Onlinemeetings. Dennoch, oder gerade deswegen, war die Stimmung beim zweiten Präsenztreffen in der Schwabenlandhalle mehr als positiv. Mitorganisatorin der ersten Stunden Saskia Wehrle, Digitalisierungsbeauftragte der Stadt Ravensburg, freute sich: „Das ‚Netzwerken‘ schweißt zusammen. Wir begegnen uns hier bewusst auf Du und Du.“ Auch über den Zulauf konnte sie sich nur freuen: „Dieses Mal sind es bereits doppelt so viele Teilnehmer als im Vorjahr gewesen.“

Die Veranstalter um Tobias Märtterer und Sabine Laartz, Leiterin des Büros der Oberbürgermeisterin, haben auf die Resonanz reagiert und das Programm erweitert und auf zwei Tage konzipiert. „Damit war es noch besser möglich, den fachlichen Austausch zu pflegen, zu Netzwerken und auch Dienstleister, Unternehmen sowie Vertreter öffentlicher und staatlicher Einrichtungen einzubinden“, berichtete Organisator Tobias Märtterer.  Zu den Sprechern in diesem Jahr gehörten unter anderem Lukas-Pierre Bessis, Keynote Digital Evangelist, mit einem Fachvortrag „Mensch 2035 - Wir Superhumans" und Thomas Bönig, Amtsleiter DO.IT – Amt für Digitalisierung, Organisation und IT der Landeshauptstadt Stuttgart, der zu bedenken gab „Warum das OZG nicht zur Digitalisierung der Verwaltung und in eine Sackgasse der deutschen Digitalisierung führen wird". Nicht nur dieser Vortrag sorgte bei den Gästen in der Schwabenlandhalle für einen regen Austausch. In verschiedenen Arbeitsgruppen formulierten die Teilnehmer Kriterien und Anforderungen, die in den kommenden Wochen noch fertig abgestimmt und dann an den Städtetag sowie an das Innenministerium übermittelt werden sollen. „Klare Standards, mehr Zusammenarbeit zwischen Kommunen/ Landkreisen und den Landesbehörden sowie eine bessere Abstimmung“, forderten die Teilnehmer der Konferenz.

Oberbürgermeisterin Gabrilee Zull beim OZG Taskforce Treffen 2022

OB Gabriele Zull beim OZG Treffen.

Weitere Informationen:

Das Onlinezugangsgesetz (OZG) verpflichtet Kommunen, Länder und den Bund dazu, bis zum Ende dieses Jahres ihre Verwaltungsleistungen über Verwaltungsportale auch digital anzubieten. Nach dem Motto „Gemeinsam sind wir stark“, haben sich die Digitalisierungsbeauftragten aus Baden-Württemberg und der angrenzenden Bundesländer zu einem Einsatzverband, der „OZG Task Force“, zusammengeschlossen, um sich der Aufgabe zu stellen. Die OZG Taskforce ist ein freiwilliger Zusammenschluss von Digitalisierungsbeauftragten und Informationstechnikern, die sich für eine digitale Verwaltung in den Kommunen und öffentlichen Verwaltungen engagieren. Über 800 Verantwortliche und Interessierte aus über 250 Behörden und Kommunen sind in diesem Netzwerk aktiv - von kleinen Gemeinden bis zur Landeshauptstadt. Die gemeinsame Arbeit und der Austausch über Online-Prozesse erleichtern die Umstellung auf digitale Verfahren. Es gilt das Rad nicht immer neu zu erfinden, sondern durch den Austausch, das „Netzwerken“ und Kopieren digitale Lösungen zielgerichtet zu nutzen, zu übernehmen und weiterzuentwickeln.

www.fellbach.de/ozg2022

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