Alte Kirche, neuer Glanz in der „Neuen Mitte“


Auf der Bühne im Gespräch waren (von links) Cem Arat (ASP Stuttgart),  Roland Haehnel (Steinhoff/Haehnel), Udo Baumann (Drees&Sommer), Dr. Volker Christiani (SSB), Christian Plöhn (Stadtplanungsamt), Professor Jörg Aldinger (Gestaltungsbeirat),  BM Beatri

Die „Mobilitätswende“ ist in aller Munde. Auch die Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) reagieren und verlängern die Züge der U-Bahnlinie 1, um dem erhöhten Fahrgastaufkommen gerecht zu werden. Die Haltestellen an der Linie müssen hierfür ausgebaut werden, damit der Ein- und Ausstieg auch weiterhin problemlos funktioniert. In Fellbach sind fünf Haltestellen betroffen. Vor allem die Endhaltestelle an der Lutherkirche muss deshalb neu gedacht werden. In einer Bürgerinformation wurden die weiterentwickelten Entwürfe zur neuen Haltestelle am vergangenen Dienstag präsentiert.

Erste Ideen zur Neugestaltung des Endhalts wurden bereits im vergangenen Jahr mit den Bürgern in verschiedenen Formaten diskutiert und im November im Gemeinderat besprochen. Inzwischen sind zahlreiche verkehrstechnische Untersuchungen erfolgt und Architekturbüros haben die Planungen in Stehgreif-Projekten weitergeführt. Es gehe nicht nur um weiterführende Informationen, sondern darum „etwas mitzunehmen“, so Oberbürgermeisterin Gabriele Zull in der Begrüßung der rund 60 Teilnehmer des Infoabends. „Der Ausbau der Haltestelle wird unsere Stadtmitte auf Jahrzehnte prägen“, stellte die Oberbürgermeisterin klar. So kam es nach dem informellen Teil zu einem regen Austausch zwischen Bürgern, Gestaltern und der Verwaltung.

Die Veränderung der Haltestellensituation berge die Chance, auch das Stadtbild um die Lutherkirche neu zu inszenieren. „Dieser Ausbau muss die Stadt und ihre Bürger im Blick haben, muss stadtverträglich erfolgen – daher sind wir mit ihnen ins Gespräch gegangen, haben verschiedene Varianten geprüft, uns mit der SSB auseinandergesetzt und Stadtplaner sowie Architekten um Rat gefragt,“ erklärte die OB.

Mit im Boot waren neben den Stadtplanungs- und Architekturbüros auch das Beratungsbüro „Drees & Sommer“, Verkehrsingenieure und ein Gestaltungsbeirat, der die gesamtstädtische Einbettung beurteilte. Ziel war es, ein „Gespür zu bekommen“, so Baubürgermeisterin Beatrice Soltys. Auch wegen der Tiefgarageneinfahrt und der unterschiedlichsten Interessengruppen war das ein Stück „harte Arbeit“. Dennoch sei man nun gemeinsam mit dem Verkehrsverbund der SSB zu einem guten Vorschlag gekommen. Die Planungen sehen die Verschiebung der Endhaltestelle in Richtung Schwabenlandhalle vor. So entstehe ein Platz in der Stadtmittel, der die Cannstatter Straße mit dem Rathaus Carrée besser verbinde, die Nord-Süd- Fahrradachse nicht blockiere und die Fußwegebeziehung aufgreife. Die Einfahrt zur Tiefgarage müsse etwas „verschleppt“ werden, könne aber leicht versetzt beibehalten werden.

Die durch die Verschiebung der Endhaltestelle entstehenden freien Flächen um die Lutherkirche bergen großes Potential zur Stadtgestaltung. Cem Arat (asp Architekten) nannte es „Eine Chance für die Stadt.“ Mit der Belebung der Neuen Mitte werde mehr Fokus auf die Menschen und die Aufenthaltsqualität gelegt, ohne die verschiedenen Gruppen aus den Augen zu verlieren. Der etwas längere Umstiegsweg zwischen U-Bahn und Bussen – die Haltestellen der Buslinien 60 und 215 – sind derzeit nicht verlegbar - könnte kompensiert werden, durch neue Überlegungen der Verkehrsanbindung. „Ein ergänzender Citybus kann die Erschließung des Oberdorfs mit seinen schmalen Straßen qualitativ deutlich verbessern“, bekräftige Soltys.

Roland Haehnel, Steinhoff/Haehnel, erläuterte, die Planungen zum sogenannten Mobilitäts-Hub, ein Gebäude über der Endhaltestelle, über das eine möglichst nahtlose Verknüpfung von verschiedenen Verkehrsmitteln sichergestellt werden soll.

Fahrradabstellflächen, Lademöglichkeiten für E-Bikes, Bike Sharing-Angebote und eine Espressobar könnten hier eine neue Heimat finden. Wichtig sei, dass sich das neue Gebäude gut in sein Umfeld einfüge. Der Weiterbau müsse mit „Distanz und Respekt“, mahnte Architektur Professor Jörg Aldinger, der dem Gestaltungsbeirat vorsitzt, erfolgen.

Im nächsten Schritt wird der Gemeinderat über den Standort der Endhaltestelle Lutherkirche abstimmen. Ein Gutachten zur Optimierung der Umsteigebeziehungen kann danach beauftragt werden – genauso wie der städtebauliche Wettbewerb für die Neue Mitte Fellbach (2023/2024). Die Anregungen und Ideen aus der Bürgerschaft, beispielsweise zum Standort des Wochenmarktes, die bei der Infoveranstaltung und den Bürgerbefragungen gewonnen wurden, werden in die weiteren Planungen mit einfließen. „Ich bin sicher, dass wir hier einen guten Vorschlag haben, der eine weitere Stadtentwicklung genauso ermöglicht wie eine gut vernetzte Mobilität und einen attraktiven Innenraum“, so Gabriele Zull. Mit dem neuen Kopfbahnhof entstehen eine „städtebauliche Kante“ und eine „wunderbare Platzsituation.“

Weitere ausführliche Informationen samt Verkehrsgutachten unter https://www.fellbach.de/de/Haltestellenverlegung-Lutherkirche

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Redakteur / Urheber
© Julia Küstner (Stadt Fellbach)