Fellbachs Alt-OB und Ehrenbürger Friedrich-Wilhelm Kiel verstorben


Stadtrat Heinrich Frühauf verpflichtet Friedrich Wilhelm Kiel auf sein Amt als Oberbürgermeister 1976Friedrich-Wilhelm Kiel (re.) bei seiner ersten Vereidigung 1976.

Wenige Wochen vor seinem 88. Geburtstag verstarb am Montag, 4. April, Fellbachs ehemaliger Oberbürgermeister und Ehrenbürger Friedrich-Wilhelm Kiel.  „In seinen 24 Jahren als Oberbürgermeister unserer Stadt hat Friedrich-Wilhelm Kiel herausragende und nachhaltige Arbeit zum Wohle der Stadt und ihrer Bürger geleistet“, würdigte Oberbürgermeisterin Gabriele Zull den überzeugten Kommunalpolitiker Friedrich-Wilhelm Kiel. „Er hat Fellbach während seiner drei Amtszeiten als Oberbürgermeister ganz entscheidend geprägt, gestaltet und weiterentwickelt“, so Zull.

Am 17. Mai 1934 in Berlin-Charlottenburg geboren, kam F.W. Kiel – das F.-W. war sein „Markenzeichen“ - in jungen Jahren in den Südwesten Deutschlands. Er studierte Physik, Mathematik und Sport in Karlsruhe und war von 1962 bis 1966 Studienrat in Ettlingen. Anschließend wirkte er bis 1970 als Erster Bürgermeister in Ettlingen und danach bis 1976 als Bürgermeister in Pforzheim. Im Jahre 1976 wurde Kiel dann zum Oberbürgermeister von Fellbach gewählt – ein Amt, das er mit „Leidenschaft und Herzblut“ ausübte. Der beliebte Oberbürgermeister wurde zwei Mal wiedergewählt. Bei seinem Ausscheiden im Jahr 2000 erkannte ihm der Gemeinderat die Ehrenbürgerwürde der Stadt Fellbach zu.

Kiel trat 1964 in die FDP ein. Von 1988 bis 1990 übernahm er den Landesvorsitz der FDP in Baden-Württemberg. Von 1992 bis 2001 war er gewähltes Mitglied im Landtag. Seit 1979 gehörte er auch viele Jahre lang dem Rems-Murr-Kreistag an. 2001 erhielt F.W. Kiel vom damaligen Ministerpräsidenten Erwin Teufel die Verdienstmedaille des Landes, die Universität Pécs ernannte ihn zum Ehrensenator und die Stadt Pécs verlieh ihm die Ehrenbürgerwürde.

In den 24 Jahren seiner Amtszeit als Fellbacher Stadtoberhaupt hat Friedrich-Wilhelm Kiel das „Gesicht“ des modernen Fellbachs entscheidend beeinflusst und aus dem traditionellen „Wengerterdorf“ eine aufstrebende „Stadt“ geformt. Mit den Bauvorhaben der Ära Kiel, die durch die finanziell überwiegend guten Jahre möglich waren, wurde die öffentliche Infrastruktur modernisiert und erweitert. Der Rathausneubau samt neuer Stadtmitte, die Schaffung von Kappelberg- und Stadttunnel sind untrennbar mit seinem Namen verbunden. Die Alte Kelter als eine der außergewöhnlichsten Veranstaltungsstätten in der Region würde es ohne Kiels Engagement und Durchhaltevermögen nicht geben. Auch das Thema Kunst und Kultur lag ihm am Herzen. Zu seinen Initiativen gehören beispielsweise die Triennale Kleinplastik, der Europäische Kultursommer, der Mörike-Literaturpreis, die städtische Galerie, die Musikschule und die Jugendkunstschule sowie der Bau der neuen Stadtbücherei. Für den Förderverein Besinnungsweg Fellbach übernahm er als Alt-OB die Schirmherrschaft. „Friedrich-Wilhelm Kiel war ein ideenreicher Gestalter und zielstrebiger Schaffer“, so Gabriele Zull. „Seine Leistungsbilanz ist erstaunlich und faszinierend. Er war ein absoluter Glücksfall für Fellbach.“

Weitblick bewies Friedrich-Wilhelm Kiel auch im Bereich der internationalen Beziehungen Fellbachs – die Städtepartnerschaften mit Erba, Pécs und Meißen gehen ganz maßgeblich auf seine Initiative zurück. Auch den Bau des Fellbach-Hauses in Suharekë (Kosovo), woraus sich ein Freundschaftsvertrag der beiden Städte Fellbach und Suharekë entwickelte, hat er zum Ende seiner Amtszeit noch angestoßen.

Als Alt-OB mischte sich Friedrich-Wilhelm Kiel zwar nicht in die „Tagespolitik“ ein, meldete sich aber stets zu Wort, wenn es um Themen mit weitreichender Bedeutung ging. Beim Kampf gegen den Nord-Ost-Ring war er beispielsweise weiterhin sehr engagiert. „Der Gedankenaustausch mit Friedrich-Wilhelm Kiel zu kommunalpolitischen Themen war immer ein Gewinn“, betont Gabriele Zull. Als Gesprächspartner, Initiator und kreativer Kopf wurde F. W. Kiel geschätzt und geehrt. „Er wird uns allen, und auch mir persönlich, als lieber hochgeachteter Freund sehr fehlen. Sein beispielhafter Einsatz und seine Freude bei der Gestaltung werden mir und uns allen im Gedächtnis bleiben “, bedauert Gabriele Zull.

In den vergangenen Jahren musste Friedrich-Wilhelm Kiel dem Alter Tribut zollen und zog sich weitgehend aus der Öffentlichkeit zurück. Nun ist er im Alter von 87 Jahren verstorben. „Wir verlieren einen großen Freund und Förderer Fellbachs. Unsere Gedanken in dieser schweren Zeit gelten seiner Frau Gretel Kiel, die stets an seiner Seite stand, seinen Kindern und deren Familien.“, so Gabriele Zull abschließend.

Nachruf der Oberbürgermeisterin

^
Download
^
Redakteur / Urheber
© Frank Knopp (Stadt Fellbach)