Gemeinderat stimmt Ausbauprogramm der Betreuungsplätze zu


Einstimmig sprachen sich die Stadträte in der Gemeinderatssitzung am Dienstag, 26.10.2021, für die Fortschreibung der Bedarfsplanung für die Betreuungsangebote in Kindertagesstätten und Schulen (Kindergarten-/Schuljahr 2021/2020) aus. Die Kosten für die Bereitstellung und Finanzierung eines bedarfsgerechten Angebots bezifferte Sozialbürgermeister Johannes Berner mit knapp 43 Millionen Euro. „Das macht deutlich, dass wir in Fellbach einen klaren Schwerpunkt setzen, wenn es um den Ausbau von Betreuungsmöglichkeiten geht.“

Allein 20 Millionen Euro der Investitionskosten gehen an die „freien Träger“ – an konfessionelle Träger wie die beiden großen Kirchen oder den Evangelischen Verein Fellbach e.V. und an nichtkonfessionelle Träger wie die Arbeiterwohlfahrt (AWO). Der Gemeinderat hatte im Mai 2019 beschlossen, Investitionen der freien Träger in Generalsanierungen oder Neubauten zu hundert Prozent zu erstatten, davon 60 Prozent unmittelbar zum Zeitpunkt der jeweiligen Baumaßnahme. Weitere circa 23 Millionen Euro sind für den Neubau des Kinderhauses Pfiffikus (siebengruppig), des Melanchthon-Kindergartens (sechsgruppig) und diverser Interimseinrichtungen geplant; diese liegen in städtischer Verantwortung.

„Wir richten allerdings sorgenvoll den Blick auf eine andere Zahl, die mit dem Ausbau verbunden ist“, räumte Berner ein. Momentan gebe es im Stadtgebiet 360 Vollzeitstellen in der Betreuung (110 in städtischen Einrichtungen, 250 bei den freien Trägern). „Diese Stellen sind natürlich verteilt auf deutlich mehr Köpfe aufgrund von Teilzeitverträgen.“ Der Ausbau der Betreuungsplätze bedeute weitere 65 bis 70 Vollzeitstellen. „Schon jetzt haben wir alle Mühe, frei werdende Stellen wieder zu besetzen“, so Berner. Die Entscheidung des Bundes, ab 2026 in den Grundschulen einen Anspruch auf Ganztagesbetreuung einzuführen, werde zu einem massiven weiteren Bedarf führen. „Das Ringen um Personal dürfte damit zur zentralen Frage in den nächsten Jahren werden.“ Sehr dankbar sei man deshalb für das ausgezeichnete Zusammenspiel zwischen freien Trägern und Verwaltung, das für das Gelingen einer so komplexen Aufgabe unabdingbar sei.

Als Beispiele für den geplanten Ausbau nannte Berner in Oeffingen den Neubau der Kita Abenteuerland (AWO) mit sechs Gruppen, der bereits zum kommenden Kindergartenjahr abgeschlossen sein soll. Auch in der Ortsmitte stehe mit dem mittelfristig geplanten Neubau des Kindergartens St. Maria (Katholische Kirchengemeinde) auf insgesamt vier Gruppen eine Erweiterung an. In Schmiden wird der alte Gustav-Werner-Kindergarten (Evangelische Kirchengemeinde Schmiden-Oeffingen) abgerissen. Im Neubau mit ergänzendem Bewegungsraum finden künftig insgesamt vier Gruppen Platz – zwei Gruppen mehr als bisher. In beiden Stadtteilen ist dadurch eine wohnortnahe Betreuung möglich.

Im Fellbacher Norden wird die KiTa Zwergenzügle (AWO) weiter ausgebaut. Durch frei werdende Räume im Bürokomplex der SDK hat die Einrichtung künftig vier Gruppen mehr und wächst auf insgesamt zehn Gruppen. „Durch die zentrale Lage am Bahnhof ist der Standort attraktiv für Eltern aus ganz Fellbach“, betonte Berner. Das kommt auch Familien aus Fellbach-Süd zugute, wo die hohe Nachfrage vor allem an Plätzen für Kleinkinder nicht vollumfänglich wohnortnah gedeckt werden kann. Ab dem kommenden Kindergartenjahr wird die Einrichtung einer weiteren Gruppe im Waldkindergarten auf dem Kappelberg (Waldschlössle-Areal; Träger Evangelischer Verein) Abhilfe schaffen. Entlastung wird perspektivisch auch der geplante Neubau des Johannes-Fried-Kindergartens (Träger Evangelischer Verein) als dreigruppige Einrichtung bieten.

„Wir tun gut daran, uns rechtzeitig Gedanken zu machen, damit alle Kinder auch wirklich gut versorgt sind“, meinte Heike Härter-Holzwarth (FW/FD) in Bezug auf den steigenden Bedarf an Betreuungsplätzen. „Die Bedarfsplanung erscheint uns schlüssig.“ Lobenswert sei, dass die freien Träger sich stark einbringen. „Wenn wir für die nächste Generation etwas Gutes machen wollen, müssen wir den eingeschlagenen Weg weiter gehen“, so Franz Plappert, Fraktionsvorsitzender der CDU. „Die Anforderungen steigen permanent.“ Dass es im einen Stadtteil mehr Plätze als Bedarf gibt, beim anderen ein Mangel bestehe, zeige wie komplex das Thema sei, sagte Sebastian Bürkle (SPD). Zu hoffen bleibe allerdings, dass künftig auch genug Fachkräfte gewonnen werden können.

Stadtrat Dr. Stephan Illing (Grüne) empfahl, den Fachkräftemangel nicht zu sehr zu dramatisieren, um das an sich ausgesprochen attraktive Berufsbild der pädagogischen Berufe nicht in unangebrachter Weise zu belasten. Oberbürgermeisterin Gabriele Zull bekräftigte, dass die Stadt vieles unternehme, um nicht nur Plätze zu schaffen, sondern auch eine qualitativ hochwertige Betreuung zu bieten. So konnte Fellbach mit der im Kinderhaus Kappelbande (Kienbachstraße) untergebrachten Fachschule des landesweit tätigen Anbieters Konzept-e eine Ausbildungsstätte für die Fachkräfte vor Ort gewinnen. Auch habe die Kappelbergstadt den Vorteil, dass der Betreuungsschlüssel etwas höher ist als andernorts, bekräftigte Johannes Berner. „Das hat sich auch in der etwas zurückgegangenen Personalfluktuation in den Einrichtungen bemerkbar gemacht. Wir können uns im Wettbewerb gut behaupten.“

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Redakteur / Urheber
© Mareike Hoff (Stadt Fellbach)