Fellbach ordert mobile Luftreinigungsgeräte für Schulen


Die Schulen sollen nach den Sommerferien so gut wie möglich in das neue Schuljahr starten, ohne sofort wieder von Coronabeschränkungen ausgebremst zu werden. Das wünschen sich nicht nur die Schüler, Lehrer und Eltern, sondern auch die Stadtverwaltung sowie der Gemeinderat. Deshalb stimmten die Stadträte in ihrer Sitzung am Dienstag, 27.07.2021, für die Beschaffung von mobilen Luftreinigungsgeräten sowie CO2 –Ampeln für die Fellbacher Schulen. Bis zu 300.000,00 Euro werden dafür bereitgestellt. Die Bestellung soll erfolgen, sobald die Förderrichtlinien des Landes bekannt sind.

Die Landes- und die Bundesregierung koordinieren momentan ihre zugesagten Förderprogramme zum Kauf von mobilen Luftreinigungsgeräten für schlecht zu lüftende Räume. Bisher ist bekannt, was gefördert werden soll aber Details liegen noch nicht vor. „Mobile Lüftungsgeräte schaffen keinen Luftaustausch – aber sie können in schlecht zu lüftenden Räumen durch Filter die Ansteckungsgefahr senken“, erklärte Oberbürgermeisterin Gabriele Zull. Welche Räume für den Einsatz dieser Geräte in Frage kommen, hat die Stadtverwaltung in den vergangenen Tagen zusammen mit den Schulen geprüft.

In Kooperation mit den Rektoren untersuchten Mitarbeiter des Hochbauamts jedes Klassenzimmer. Anschließend teilten sie die Räume in verschiedene Kategorien ein. Räume, bei denen die Fenster zu klein sind, um vernünftig quer zu lüften, sollen mit mobilen Luftfilteranlagen ausgestattet werden. In dieselbe Kategorie fallen auch Klassenzimmer, bei denen die Fenster wegen Straßen- oder Baulärm nicht jederzeit geöffnet werden können. Insgesamt listet das Hochbauamt daher 48 Räume auf, in denen das Lüften deutlich erschwert ist.
Außerdem klassifizierten die Hochbauamts-Mitarbeiter Räume, bei denen die Größe den Luftaustausch verlangsamen kann. Hier verhindere die Raumtiefe manchmal eine optimale Lüftung. Diese Zimmer sollen daher eine sogenannte CO2-Ampel erhalten. Benötigt werden davon insgesamt 124 Stück. Die Ampeln kontrollieren anhand von Sensoren den Kohlendioxid-Wert eines Raumes und geben realistisch wieder, wie gut oder schlecht dieser belüftet ist. Die Luftqualität in den Räumen hängt dabei von mehreren Faktoren ab – nicht nur die Raumbreite ist entscheidend, auch die Witterung draußen oder die Personenanzahl im Raum sind maßgeblich. Sollte in einem solchen Raum kein guter Luftaustausch möglich sein, kann durch die Aufstellung eines Luftreinigungsgerätes nachgesteuert werden. Daher bestellt die Stadtverwaltung insgesamt 60 Luftreinigungsgeräten.

„Die mobilen Luftreinigungsgeräte sind ein wichtiger Schritt zur Corona-Eindämmung. Aber er ist nicht der einzig“, betonte OB Zull. Grundsätzlich bleiben die Hygieneregeln in den Schulen bestehen. „Daneben befürworten wir weiterhin Tests und setzen auf ein gutes Impfangebot.“ So werde es auch Sonderimpfangebote für Jugendliche geben, führte die Oberbürgermeisterin aus. Als mittelfristige Lösung plane die Verwaltung Schulen bei Sanierungen oder Neubauten mit raumlufttechnischen Anlagen auszustatten, die einen kompletten Luftaustausch ermöglichen – im Neubau der Maicklerschule ist eine solche Anlage beispielsweise eingeplant.

Noch liegen die Details der Bundes-Landes-Förderung für die Luftreinigungsgeräte nicht vor. Die Stadtverwaltung rechnet momentan mit einer 50-prozentigen Bezuschussung. „Wir können natürlich erst bestellen, wenn die Richtlinien bekannt sind“, bedauerte Zull.

„Nicht nur ein guter Kompromiss, sondern ein intelligenter Weg“, konstatierte David Coronel, Schulleiter der Wichernschule und als Geschäftsführender Schulleiter zugleich Sprachrohr der Fellbacher Rektoren. Denn: „Wir sollten alles dafür tun, um das Infektionsgeschehen einzudämmen.“ Deshalb sei es auch gut, auf die Erfahrungen aus den Schulen zurückzugreifen, die bereits Luftreiniger im Einsatz hätten wie etwa die Wichernschule und die Auberlen- Realschule. „Wir glauben, dass es ein guter erster Schritt ist“, nahm der Vorsitzende des Gesamtelternbeirats Matthias Kalig Stellung. Auch die CO2-Sensoren seien begrüßenswert. Hier seien mehr besser als weniger, denn man müsse davon ausgehen, dass die Pandemie noch nicht so schnell vorbei ist. Die Verwaltung hatte sich im Vorfeld intensiv mit den Schul- und Elternvertreter über das Vorgehen abgestimmt.

Auch die Stadträte waren sich in der anschließenden Aussprache einig, dass die Pandemie noch eine geraume Zeit andauern werde. „Deshalb sollten wir alle Maßnahmen treffen, um das Ansteckungsrisiko möglichst gering zu halten“, meinte FW/FD-Fraktionsvorsitzender Ulrich Lenk. 300.000,00 Euro seien viel Geld, doch seiner Fraktion sei klar, dass die Krise auch die Bildungs- und Betreuungseinrichten und damit die Kinder, Lehrer und Familien sehr gebeutelt habe. Dass die Stadt erst einmal „langsam startet“, ist für die CDU-Fraktion laut ihrem Vorsitzenden Franz Plappert der richtige Weg. Dennoch stelle sich die Frage nach den richtigen Geräten. „Braucht man größere, kleinere, leisere?“. Dr. Stephan Illing (Grüne) betonte, wie wichtig es sei, die Geräte fachgerecht aufzustellen und zu warten. „Das ist wichtig, damit wir den Effekt, den wir uns wünschen, auch erzielen.“ Andreas Möhlmann (SPD) warf die Frage in den Raum, ob die Geräte überhaupt so schnell angeschafft werden könnten, wenn diese jetzt „Land auf, Land ab“ bestellt würden. „Wenn wir die Filter beschaffen, können wir einige Ansteckungen vermeiden“, bekräftigte die Fraktionsvorsitzende der Grünen Agata Ilmurzynska. Das wiederum bedeute, dass weniger Kinder mit schweren Verläufen kämpfen müssten oder Langzeitfolgen davon tragen würden, aber auch weniger Kinder, deren positiver Test das ganze Leben der Familie auf den Kopf stelle.

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Redakteur / Urheber
© Mareike Hoff (Stadt Fellbach)