Legale Mountainbikeroute auf dem Kappelberg


Der Kappelberg ist ein beliebtes Ausflugsziel – bei Einheimischen wie bei Besuchern gleichermaßen. Spaziergänger und Wanderer treffen hier auf Jogger, Radfahrer, Geocacher, Jäger oder etwa Mountainbiker. Gerade für letztere hält das Gelände des Fellbacher Hausbergs einiges an Nervenkitzel bereit. Seit Beginn der Corona-Pandemie hat die Besucheranzahl im Naherholungsgebiet noch einmal kräftig zugenommen. Mehr Besucher mit verschiedenen Interessen bergen allerdings auch immer ein höheres Konfliktpotenzial. Umso erfreuter zeigte sich Baubürgermeisterin Beatrice Soltys in der Gemeinderatssitzung am Dienstag, 22.06.2021, dass Fellbach nach Kernen die zweite Kommune im Rems-Murr-Kreis ist, die eine offizielle Mountainbikeroute erarbeitet hat. Gelungen ist das laut Soltys, durch die konstruktive Zusammenarbeit der verschiedenen Interessensgruppen unter der Federführung des Landkreises. Ziel war und ist es, die Freizeitaktivitäten der Interessensgruppen zu koordinieren, um so Konflikte aus dem Weg zu räumen und den Mountainbikern legale Trails zu bieten.

Die Stadt Fellbach hatte im Frühjahr zu einem ersten Austauschgespräch zwischen den unterschiedlichen Interessengruppen geladen. Parallel dazu hat auch der Rems-Murr-Kreis eine kreisweite Initiative ins Leben gerufen, in der die verschiedenen Interessengruppen an einem legalen Streckennetz für Mountainbiker zusammen arbeiten. Beide Initiativen wurden unter der Leitung des Kreisforstamtes im Herbst 2020 zusammen geführt. „Wir wollen durch die Trails proaktiv ein Angebot machen, damit weniger Schwarztrails gebaut werden“, erläuterte Soltys im Gemeinderat. Um Lösungen zu finden, haben sich Waldbesitzer, Jäger, Naturschützer, Wanderer und Mountainbiker zusammengesetzt. Es wurden von Seiten der Mountainbiker zahlreiche Streckenvorschläge gebracht und vom Fellbacher Revierförster Stefan Baranek individuelle Lösungen erarbeitet. Diese Lösungen sehen sowohl ein „shared trail Konzept“ vor, bei dem Wege gemeinsam mit Wanderern genutzt werden, aber auch eigene Trails für Mountainbiker sowie die Schaffung von Entlastungs- beziehungsweise Ausweichstrails. Durch solche Pfade soll an dem geschützten Steppenheidenbereich für Ruhe gesorgt werden. „Sensible Bereiche wie die Steppenheide werden nicht durch Trails durchquert“, betonte Soltys. Denn durch die legalen Strecken sollen nicht nur Konflikte und Gefahren vermieden werden, sondern auch das Wild und die Natur vor Schäden durch illegale Strecken geschützt werden.

Um die Strecken selbst sollen sich Paten kümmern. Auch die Schwarzstrecken sollen permanent zurückgebaut werden. „Die Mountainbiker stehen bei dem Konzept sehr stark in der Pflicht“, erklärte die Baubürgermeisterin. Erster Ansprechpartner ist die Kreisgruppe der Deutschen Initiative Mountainbike (DIMB), die bereits einen Großteil der Planungs- und Kartierungsarbeit übernommen sowie beim Einzäunen der Steppenheide geholfen hat. „In zwei Jahren werden wir evaluieren, was gut gelaufen ist und was nicht“, sicherte Soltys den Gemeinderäten zu. Bei Bedarf müssten dann mit allen Beteiligten geeignete Steuerungsmaßnahmen entwickelt werden. Zunächst wird aber nach dem Beschluss des Gemeinderates die ausgearbeitete Beschilderung durch den Rems-Murr-Kreis in Absprache mit der Stadt umgesetzt, bevor dann der Startschuss erfolgt und die Räder ganz legal über die Trails am Kappelberg rollen können.

Lobenswert fand Stadtrat Peter Treiber (FW/FD) das Engagement der Ehrenamtlichen und dass mit den ausgewiesenen Strecken Gefahrenpotenziale aus dem Weg geschaffen werden. Die Gefahr von Konflikten gerade zwischen Mountainbikern und Fußgängern sieht hingegen Erich Theile (CDU) in Bezug auf die gemeinsam genutzten Streckenabschnitte. Er sprach sich für eine Evaluation nach einem Jahr aus. Genauso seine Stadtratskollegin Nadine Gothe (Grüne). Sie äußerte zudem Zweifel, ob sich alle Mountainbiker an die legalen Pfade halten. „Der Reiz des Sportes liege ja auch in der unbekannten Strecke.“

Für „sehr gut gelungen“ hält Stadtrat Sebastian Bürkle (SPD) den Kompromiss, den die Beteiligten trotz mannigfaltiger Interessensgegensätze gefunden haben. „Es kann funktionieren“, ist er überzeugt und bat um die Koordination mit den Nachbarstädten und Kommunen. Gleichzeitig macht er aber auch klar: „So wie es jetzt ist, ist es nicht tragbar“. Das Angebot von gebündelten Strecken anstatt Verbote erhielt auch von Stadträtin und Wengerterin Anja Off (CDU) Unterstützung. „Unser Kappelberg ist für alle da“, bekräftigte sie.

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Redakteur / Urheber
© Mareike Hoff (Stadt Fellbach)