Vier potenzielle Gewerbeflächen werden geprüft


LUFTBILD  FLUG  1.10.2017  MANFRED STORCKFellbach ist in den vergangenen Jahren als Gewerbestandort gewachsen, jedoch ohne zusätzliche Flächen anzubieten. Um dem aufgelaufenen und zukünftigen Gewerbeflächenbedarf der Unternehmen gerecht zu werden, braucht die Stadt neue Flächen. Einem Prüfauftrag für potenziell geeignete Flächen hat der Gemeinderat in der Sitzung am Dienstag, 22.06.2021, mit einer knappen Mehrheit zugestimmt.

Oberbürgermeisterin Gabriele Zull betonte, dass es bei diesem Schritt darum gehe, das Potenzial von Flächen zu prüfen – also eine fachliche Analyse vorzunehmen. „In der Vorlage geht es definitiv nicht um eine konkrete Ausweisung von Gewerbeflächen. Unsere Verantwortung bezieht sich auf Landschaftsschutz und Landwirtschaft genauso wie auf die Unterstützung der Gewerbetreibenden hier vor Ort.“, bekräftige sie.
Zahlreiche ortsansässige Unternehmen warten seit Jahren auf Gewerbefläche. „Wir werden definitiv Unternehmen verlieren, wenn wir jetzt nicht handeln“, ist sich OB Zull sicher. In den vergangenen zwölf Monaten hat das Gremium ausführlich über eine geänderte Gewerbepolitik gesprochen und sich auf ein strategisches Vorgehen geeinigt. „Wir wollen maximale Planbar-keit, Transparenz und eine klare Ausrichtung. Wir hier sind für die Stadt im Ganzen zuständig – nicht für einzelne Interessen!“ Zudem habe der Gemeinderat zu jedem Zeitpunkt das Heft des Handels in der Hand.

Konkret geht es bei dem Prüfauftrag um vier Potenzialflächen. Ein Bereich befindet sich in Fellbach Süd am östlichen Ortsrand an der Grenze zu Waiblingen. Der direkte Anschluss an das Rems-Murr-Center und das Gewerbegebiet südlich der L 1193 ermöglicht Synergieeffekte. Auch in der Bühlstraße in Fellbach Süd am südöstlichen Siedlungsrand soll das Potenzial zur Fortsetzung des im Norden angrenzenden Gewerbegebiets geprüft werden. Des Weiteren wird eine Erweiterung der Siemensstraße westlich des derzeit in der Entwicklung befindlichen Gewerbegebiets untersucht. Außerdem soll der Grund VI analysiert werden. Die Fläche im Nord-westen, direkt an der Höhenstraße, ist bereits im Flächennutzungsplan als Gewerbegebiet vorgesehen. Man wolle nicht einfach alles platt machen, wie ein Vorwurf lautet, sondern bewusst mit dem Boden umgehen und Flächen suchen, die sinnvoll entwickelt werden können, erklärte Zull. „Es kann sein, wir stellen bei der Prüfung fest, dass nur zwei Hektar geeignet sind. Ganz sicher werden es aber keine 37 Hektar!“

„Wir wollen die Flächen als Ackerflächen erhalten. Also brauchen wir auch keine Überprüfungen“, machte Simone Lebherz (Gruppierung Schiller/Lebherz) deutlich. Welche finanziellen Einnahmen die Stadt durch die Gewerbesteuer in 20 Jahre habe, könne niemand sagen. Aber ohne diese Äcker fehle ein Teil der DNA der Stadt, der ökologische Nutzen, die Zunftsperspektive der Landwirte sowie Teile der Naherholungsflächen. „Der Schutz der Freiflächen ist eine der stärksten Maxime unserer Fraktion“, bekräftigte Ulrich Lenk, Vorsitzender der FW/FD-Fraktion. Trotzdem gehe es auch um die Mitberücksichtigung der Sicherung des Wirtschaftsstandortes. Großen Wert lege seine Fraktion darauf, dass nun die Bereiche ergebnisoffen untersucht würden. Außerdem regte er an, über künftige Obergrenze nachzudenken, um maß-zuhalten.
Als „Königsweg“ bezeichnete auch Franz Plappert (CDU) eine Obergrenze bei der Flächenversiegelung – sowohl was die Zeit betrifft als auch die Quadratmeterzahl. Zugleich forderte der neue Fraktionsvorsitzende, zukünftig keine Gewerbegebiete mehr in Wohngebiete umzuwandeln.
Als „no go“ bezeichnete Stadträtin Beate Wörner (Grüne) die Potenzialfläche im Bereich Siemensstraße. Sie hob deren Bedeutung als Kaltluftschneise sowie die beste Bodenqualität in diesem Bereich hervor. Allgemeine sehe ihre Fraktion alle vier potenziellen Be-reiche mit großer Skepsis. „Was weg ist, ist weg.“ Ihre Befürchtung: „Ist das Potenzial verbindlich festgestellt, ist der erste Schritt zur Realisierung getan.“

Wie und wann ein Gebiet entwickelt würde, entscheide der Gemeinderat zu einem späteren Zeitpunkt. „Es gibt hier keinen Automatismus“, sagte Andreas Möhlmann (SPD). Es gehe nun um eine Strategie für Gewerbeflächen. „Ziel muss es sein, ansässigen Unternehmen Entwicklungsmöglichkeiten zu geben“, damit diese nicht abwanderten.

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