Gemeinderat pocht auf Realisierungskonzept


„Wir haben die Helmut-von-Kügelgen-Schule immer mit allem unterstützt, was möglich war“, sagte Oberbürgermeisterin Gabriele Zull am Dienstag, 18.05.2021, in der Sitzung des Gemeinderats. Möglich war bisher viel: etwa die Unterverpachtung privater Grundstücksflächen, die Unterstützung beim Architektenwettbewerb und die jahrelange Vorhaltung eines über 8.000 Quadratmeter großen Neubaugrundstücks, das über zwei Millionen Euro wert ist. Trotzdem hat sich der Großteil der Gemeinderäte nun dafür ausgesprochen, dass dieses für den Neubau der Schule vorgesehene Grundstück an der Siemensstraße nur noch bis Ende Juli für die Privatschule vorgehalten wird, sofern die Verantwortlichen kein klares und machbares Konzept vorweisen. „Der Schlüssel für die Entwicklung liegt bei der Schule“, so die Oberbürgermeisterin.

240 Schüler besuchen aktuell die Schule, die eng mit der Walddorfbewegung verbunden ist. Der Unterstufencampus befindet sich jedoch seit der Gründung 2008 auf überwiegend privaten Grundstücksflächen, die befristet von der Stadt gepachtet und an die Schule unterverpachtet wurden. Eine dauerhafte Nutzung des Provisoriums war stets ausgeschlossen. Die Stadt steht gegenüber den Eigentümern im Wort, die Nutzung des Grundstücks ist befristet. Ende dieses Jahres laufen die Pachtverträge, die bereits mehrfach verlängert wurden, aus. Trotz aller Bemühungen von Seiten der Stadt sei die Unterbringung der Schule bis heute leider provisorisch geblieben. „Damit sind wir ein großes Risiko eingegangen, dass sich jetzt realisiert“, sagte OB Zull. Noch viel mehr ging die Stadt 2015/2016 ins Obligo mit der Bereitschaft, eine Fläche an der Philipp-Reis-Straße im Gebiet der Siemensstraße für die Schulentwicklung bereitzustellen. „Ein Grundstück in absoluter Toplage, nach dem sich viele Gewerbetreibende die Finger schlecken würden“, erläuterte Zull.

Die planerische und bauliche Schulentwicklung geht seit dreizehn Jahren kaum merklich vorwärts, obwohl bereits 2016/2017 zur Planung des Neubaus in Kooperation mit der Stadt ein Architektenwettbewerb stattfand. Vertiefte Pläne für ein Baugesuch liegen bis heute noch nicht vor, genauso wenig wie ein Finanzierungskonzept. Immer wieder fanden Gespräche zwischen den Verantwortlichen der Stadt und der Schule statt – zuletzt Anfang des Jahres – ohne zielführende Ergebnisse.

Deshalb sehen die Verwaltung wie auch die Gemeinderäte keinen anderen Weg, als der Schule bei der Bereitstellung des Grundstücks eine Frist zu setzen. „Wir haben derzeit keinerlei Absichten, das für den Neubau der Helmut-von-Kügelgen-Schule vorgesehene Grundstück anderweitig zu veräußern. Wir können uns aber auch nicht vorstellen, dieses Grundstück noch weitere Jahre brach liegen zu lassen“, bekräftigte die Oberbürgermeisterin. Mit der Fristsetzung verbunden ist die Hoffnung, dass eine zielgerichtete Bewegung in Richtung Neubauvorhaben nach all den Jahren in Gang kommt und bis zum Sommer ein belastbares Realisierungskonzept steht. „Dass eine Waldorfschule in Fellbach für Schülerinnen und Schüler, für die Eltern und auch für uns als Bildungsstandort sehr wünschenswert wäre, daran besteht weiterhin kein Zweifel“, schloss Zull.

Bis heute gebe es keine klare Perspektive, verdeutlichte Ulrich Lenk (FW/FD) noch einmal. „Immer war es unser Anliegen, sie bei ihrem ambitionierten Schulprojekt zu unterstützen“, sagte der Fraktionsvorsitzende in Richtung der Schulgemeinschaft. Trotzdem könne man die „Hängepartie“ nicht noch länger fortsetzen. Hans-Ulrich Spieth (CDU) betonte ebenfalls, wie anspruchsvoll das Ziel der Schule sei, verwies aber gleichzeitig darauf, dass die Verantwortlichen der Schule selbst sagten, ihre finanziellen Mittel seien sehr solide.  Er plädierte dafür, die Frist zum Ende des Jahres zu setzen, damit ein gut fundiertes Finanzierungskonzept erarbeitet werden könne. Auf ein Vorankommen drängte auch Stadtrat Karl Würz (Grüne). Stadt und Gemeinderat hätten über sechs Jahr hinweg alles unternommen, damit die Schule weiter bestehen könne und aus einem Provisorium ein festes Haus werde. „Der Ball liegt im Spielfeld des Vereins der Kügelgen-Schule.“ Sybille Mack (SPD) hob, wie bereits ihre Vorredner, ihre Wertschätzung gegenüber der Schule hervor. Die Vorlage sei kein Nein zu der Schule, aber „wir können nicht bis zum Sankt Nimmerleinstag alles bereitstellen“.

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