Wohnen für Bedürftige im neuen Umfeld


Für rund 70 Obdachlose soll an der Fellbacher Ernst-Heinkel-Straße ein neues Wohnquartier geschaffen werden. Außerdem plant die Stadtverwaltung auf dem Areal 35 geförderte Wohnungen. Die Pläne stellten Baubürgermeisterin Beatrice Soltys und Gerhard Ammon, Geschäftsführer der Wohnbau- und Dienstleistungsgesellschaft Fellbach (WDF), in einer digitalen Anwohnerinformation am Montag, 12. April, vor.

Bisher sind ein Teil der Unterkünfte für Wohnsitzlosen in der Bruckstraße. Ein Neubau an gleicher Stelle ist aus Lärmschutzgründen nicht möglich, daher wird das neue Domizil südlich der Ernst-Heinkel-Straße geplant. Auf den knapp 1000 Quadratmetern momentanen Acker- und Wiesenfläche sollen in zwei Bauabschnitten die Gebäude-Ensembles entstehen. Nach dem bisherigen Zeitplan wird der Bauantrag im Oktober/ November eingereicht werden und der Baubeginn im Februar 2022 erfolgen. „Wir werden Sie über die Planungsschritte informieren und sobald es die Pandemie zulässt auch in anderen Formaten auf dem Laufenden halten“, versprach Baubürgermeisterin Soltys am Montagabend.
Bereits im November 2019 waren die Anwohner über die geplante Obdachlosen-Unterkunft informiert worden. Der Sachstand damals bezog sich allerdings zunächst auf den ersten Bau-abschnitt. „Gerne hätten wir uns wieder vor Ort getroffen, doch das ist leider derzeit nicht möglich“, so Soltys. Knapp zehn Anwohner nahmen jetzt das digitale Informationsangebot wahr. Neben der Zugänglichkeit des Gebäudes und den geplanten Parkflächen wurde auch der vorgesehenen Gebäudehöhe gefragt. Beide Gebäudekomplexe bestehen aus einzelnen bis zu dreigeschossigen Baukörpern, die um einen Innenhof gruppiert werden. Für die mietreduzierten Wohnungen gilt ein Stellplatzschlüssel von eins. Die Parkflächen werden in einer Tiefgarage untergebracht, die „allerdings keine öffentlichen Parkplätze anbieten wird“, wie Gerhard Ammon ausführte. Dies sei planerisch und finanziell nicht darstellbar.

Für beide Wohnquartiere entwickelt die WDF ein Sozialkonzept mit Quartiersraum und kleiner Werkstatt sowie einem Sozialmanagement. „Wir wollen ein gutes bauliches und soziales Konzept“, stellte Ammon klar. Die Ausschreibung erfolgt daher in einem zweistufigen Verfahren. Neben der städtebaulichen Einbindung müsste auch das hinterlegte Konzept überzeugen. „Daher setzten wir auf Unternehmen mit Erfahrungen im Wohnungsbau.“ Der Geschäftsführer der WDF und der Stadtwerke setzt für das Quartier auf eine innovative Energieversorgung. „Wir setzten auf die Abwärme aus dem Schüttelgraben – also der Kanalisation – und binden diese in ein ökologisch innovatives System ein, so dass mindestens der Energiestandard KfW 55 erfüllt wird.“
Die WDF rechnet mit einem Finanzvolumen von gut 15 Millionen Euro für die beiden Bauabschnitte und die Erschließung. Gerade der zweite Abschnitt ist durch den Bau der Tiefgarage mit rund neun Millionen deutlich teurer. Die Kosten seien allerdings zum Teil förderfähig. So werde mietgeminderter Wohnraum oder auch der Energiestandard unterstützt. Während der erste Bauabschnitt bereits im Dezember 2022 fertiggestellt sein soll, ist der zweite für Frühjahr 2023 terminiert. Nach der Informationsveranstaltung beginnt in den nächsten Tagen das offizielle Planungsverfahren mit der üblichen Öffentlichkeitsbeteiligung und „hoffentlich auch wieder einen Termin in Präsenz“, wie Bürgermeisterin Soltys abschließend feststellte.

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