Islamische Bestattungen in Fellbach möglich?


Für viele Fellbacher mit türkischen Wurzeln war es früher keine Frage: Sie wollten in ihrem Heimatland, der Türkei bestattet werden. Doch inzwischen ist für viele türkischstämmige Fellbacher die Kappelbergstadt ihr erklärtes Zuhause. Kinder und Enkel leben hier, und auch die Corona-Pandemie, die Flugreisen vielfach nur noch im Ausnahmefall zulässt, hat zu einem Umdenken beigetragen. Mitte März haben Vertreter des Türkischen Vereins Fellbach daher Oberbürgermeisterin Gabriele Zull einen Brief mit der Bitte übergeben, muslimische Bestattungen künftig auch in Fellbach zu ermöglichen. Unterschrieben war der Brief von über 180 Menschen, überwiegend Mitglieder des im Kunstwerk beheimateten Vereins, der schon seit 1968 besteht und damit zu den traditionsreichen ausländischen Kulturvereinen in Fellbach zählt.

Großes Verständnis zeigte Gabriele Zull im Gespräch mit den beiden Vereinsvorsitzenden Hüseyin Babuscu und Yakup Ismailoglu und der langjährigen Vereins-Mitstreiterin Emine Kara. „Viele Betroffene wünschen sich, nach dem Tod in der Nähe der Familie beerdigt zu werden“, schilderten die Vertreter des Türkischen Vereins den Wunsch vieler türkischstämmiger Fellbacher. Zudem habe die Pandemie dazu geführt, dass die Angehörigen oft nicht selbst zu der Beerdigung in die Türkei reisen konnten und die Bestattungen ohne Familie stattfinden mussten. „Eine Situation, die nur schwer zu verkraften ist“, waren sich OB Zull und Ismailoglu einig. Seit gut einem Jahr ist Yakup Ismailoglu auch als beratendes Mitglied im neu etablierten Integrationsausschuss der Stadt aktiv; Emine Kara war viele Jahre lang Mitglied im Vorgängergremium, dem Ausländer- bzw. Integrationsbeirat.

Bereits im Jahr 2009 hatte Fellbach muslimische Bestattungen angedacht und in der neuen Friedhofskonzeption 2016 auch eine Fläche auf dem Kleinfeldfriedhof dafür reserviert. Damals war die Resonanz in der türkischen Gemeinschaft aber eher noch verhalten. „Jetzt ist die Situation anders“, bekräftigte Hüseyin Babuscu, Erster Vorsitzender des Türkischen Vereins. Auch wenn dieses Umdenken unter anderem der Pandemie geschuldet sei, so sei es doch auch ein Zeichen, dass „sich Menschen mit türkischen Wurzeln in Fellbach immer mehr zuhause fühlen und hier fest verwurzelt sind“, stellte Oberbürgermeisterin Zull fest. Sie sicherte den Vereinsvertretern zu, deren Anliegen aufzugreifen und rasch zu bearbeiten. „Gerne wollen wir zusammen mit denen, die für das Friedhofswesen und die Bestattungskultur Verantwortung tragen, die Voraussetzungen für muslimische Bestattungen abklären.“

In einem nächsten Schritt soll das Gespräch mit den Vertretern des Türkischen Vereins inhaltlich vertieft werden. Die Ergebnisse sollen dann am „Runden Tisch Friedhof“ beraten werden, der regelmäßig die Friedhofsangelegenheiten der Stadt begleitet. In der Arbeitsgruppe „Runder Tisch Friedhof“ sind neben Vertretern des Gemeinderats und der Verwaltung auch die Kirchen, Vertreter der Bestattungsunternehmen, Friedhofsgärtnereien und Steinmetze sowie weitere Berufsgruppen Mitglied.

„Wir freuen uns, wenn die Integration von Menschen mit muslimischen Wurzeln in unserer Stadt weitere Fortschritte macht – auch über den Tod von Menschen hinaus, deren Lebensmittelpunkt Fellbach geworden ist“, so Oberbürgermeisterin Zull abschließend.

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