Verschiedene Möglichkeiten zum Spracherwerb


Fellbach engagiert sich seit vielen Jahren dafür, unterschiedliche Angebote für verschiedene Altersgruppen zum Erwerb der deutschen Sprache anzubieten. Wie diese aussehen, haben die zuständigen Akteure im Integrationsausschuss am Dienstag, 16.03.2021, vorgestellt.

In den städtischen Kindertageseinrichtungen wird Sprachbildung und Sprachförderung seit Jahren nach dem mit der Pädagogischen Hochschule Weingarten entwickelten alltagsintegrierten Konzept umgesetzt – dem „Fellbacher Modell“. Erst kürzlich wurde beschlossen, auch bei zwei großen freien Trägern jeweils eine Fachberatungsstelle mit einem Umfang von 50 Prozent dafür zu schaffen. Die Begleitung in Einrichtungen kleinerer Träger übernimmt Verena Bermanseder, die städtische Fachberaterin Sprache. Diese erklärte auch: „Seit der Einführung des Fellbacher Modells hat sich viel getan. Es ist viel mehr als nur ein theoretisches Konzept.“ Im Fokus stehen immer die Interaktion und der Dialog zwischen der Fachkraft und dem Kind. So werde die Sprachförderung als ganz natürlich wahrgenommen. Dalia Alasaad, beratendes Mitglied im Ausschuss, äußerte den Wunsch, dieses Sprachförderangebot auch in den Grundschulen weiterzuführen. Stadtrat und Kinderarzt Dr. Stephan Illing (Grüne) attestierte dem Konzept, dass es genau die Forderung erfülle, die Kinderärzte jahrelang geäußert hätten: „Fellbach ist da absolut ein Vorbild.“ Stadträtin Simone Lebherz (CDU) interessierte sich hingegen für messbare Auswirkungen, was Bermanseder mit der Wirkungskontrolle in den Einrichtungen durch Sprachstandsbeobachtungen beantwortete.

Zum Spracherwerb von Erwachsenen konnte Ralf Sonntag, Fachbereichsleiter Deutsch und Integration bei der VHS Unteres Remstal, mehr sagen. Er umriss kurz die Integrationskurse. „Ihr Ziel ist es Zugewanderte zu befähigen, ohne die Hilfe oder Vermittlung Dritter in allen Angelegenheiten des täglichen Lebens selbstständig zu handeln“, erklärte er. Deshalb gehöre nicht nur das Erlernen der Sprache zum Kurs, sondern auch das Kursangebot „Leben in Deutschland“. Dabei geht es um Themen wie Politik, Kultur und Geschichte. Ob der Anteil der Frauen an den Kursen inzwischen gestiegen sei, wollte Stadtrat Gökay Sofuoglu (SPD) wissen. Was Sonntag bejahen und mit eindrucksvollen Zahlen belegen konnte. Seine Erklärung dafür: Viele der Kursteilnehmer hätten Familien mit Kindern. Zuerst hätten die Väter die Kurse besucht, während die Mütter zunächst die Kinder betreut hätten.

Genau bei dieser Thematik setzen die niederschwelligen Frauensprachkurse mit Kinderbetreuung der Stadt an, die Michaela Gamsjäger, stellvertretende Leiterin des Amts für Soziales und Teilhabe, vorstellte. „Seit 2017 gab es 13 Kurse an unterschiedlichen Standorten. 70 Frauen haben ein- oder mehrmals an unterschiedlichen Kursen teilgenommen“, erklärte sie. Kostenpunkt: knapp 5.000,00 Euro für einen Kurs mit 72 Unterrichtseinheiten. Gamsjäger erläuterte zugleich auch die Begrenzungen des städtischen Angebots. „Der Spracherwerb ist aufgrund der Rahmenbedingungen auf einen überschaubaren Umfang beschränkt; die  Teilnehmerinnen haben vielfach unterschiedliche Sprachniveaus und es gibt kein Zertifikat.“ Mittelfristiges Ziel seien deshalb Integrationskurse mit Kinderbetreuung. Eine Idee ist daher, noch zwei weitere Kurse anzubieten, die der intensiveren Vorbereitung auf die Teilnahme an einem Integrationskurs mit Kinderbetreuung dienen. „Sollten dann keine größeren Bedarfe mehr bestehen, ist unser Projekt abgeschlossen“, erläuterte Gamsjäger.

Zudem gebe es in der Stadt weitere Möglichkeiten zum Erlernen der deutschen Sprache, betonte Christine Hug, Leiterin des Amts für Soziales und Teilhabe, abschließend. So etwa die Angebote von ehrenamtlich Engagierten wie dem Freundeskreis für Flüchtlinge oder das Internationale Frauensprachcafé, das von Ehrenamtlichen getragen und von der Stadt mitfinanziert wird. Als „eine runde Sache“ bezeichnete Stadträtin Karin Ebinger (FW/FD) die verschiedenen Angebote für Klein und Groß in Fellbach. Auch Lebherz nannte den Weg richtig, fragte aber auch nach Lücken – etwa bei Migranten „60 Plus mit Sprachförderbedarf“. Gülten Aysel, beratendes Mitglied im Ausschuss, fehlen die Angebote für junge Männer. „Was machen die nach dem Kurs, um ihre Sprachkenntnisse weiterzuentwickeln?“. Fellbachs Erster Bürgermeister Johannes Berner bekräftigte: „Wir dürfen nie selbstzufrieden angesichts dessen sein, was bereits da ist. Stattdessen müssen wir weiterhin selbstkritisch und konstruktiv unterwegs sein, um Lücken zu schließen, damit die Sprachvermittlung umfassend gelingt.“

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