Bedarfe von älteren Migranten in der Pflege


Wie kann älteren Migranten, die auf pflegerische Unterstützung angewiesen sind, geholfen werden? Was kann in Fellbach gegen Rassismus getan werden? Mit diesen Fragen beschäftigen sich seit dem vergangenen Jahr zwei Arbeitsgruppen des Integrationsausschusses. In dessen Sitzung am Dienstag, 16.03.2021, wurden erste Ergebnisse dazu präsentiert.

„Die große Frage beim Thema ältere Migranten in der Pflege ist, welche Bedürfnisse haben sie, was wünschen sie sich“, erklärte Christine Hug, Leiterin des Amtes für Soziales und Teilhabe. Die Stadtverwaltung hat das Thema im vergangenen Jahr aufgegriffen. Vorangegangen war eine umfangreiche Studie zur künftigen Ausrichtung und den Schwerpunkten der Seniorenarbeit in der Kappelbergstadt. Viele ältere Fellbacher sind in den 50er, 60er oder 70er Jahren des 20. Jahrhunderts aus anderen Ländern in die Stadt gezogen. „Hier gilt es, ins Gespräch zu gehen, zu informieren und zu fragen, wie sie sich das Älterwerden vorstellen“, so Hug.

In einem ersten Schritt wurde daher ein Netzwerk gegründet, in dem unter anderen die verschiedenen Institutionen und Vereine der Stadt Mitglied sind. Über dieses regionale Netzwerk können auch Fördermittel aus dem Topf der Pflegekassen beantragt werden. Zudem ist der Pflegestützpunkt des Rems-Murr-Kreises eng in die Planungen eingebunden und auch interessierte Bürger arbeiten daran mit.

Weitere Maßnahmen, die die Arbeitsgruppe überlegt hat, konnten Corona-bedingt allerdings noch nicht umgesetzt werden. Hierzu gehören beispielsweise Vorträge des Pflegestützpunktes in den Räumen des Türkischen Vereins. Inhaltlich soll dabei über Leistungen der Pflegeversicherung und des Pflegestützpunktes informiert werden. Außerdem sollen diese Abende auch die Möglichkeit bieten, miteinander ins Gespräch zu kommen, um etwas über die individuellen Bedarfe zu erfahren.

Denn genau diese Bedarfe zu definieren, fällt den Mitgliedern der AG momentan noch schwer. Doch nur damit können zielgenaue Angebote entwickelt werden. „Deshalb wurden in enger Abstimmung mit den am Netzwerk Beteiligten zwei Fragebögen entwickelt“, so Hug. Einer richtet sich an Fachkräfte in der Pflege und in der sozialen Arbeit, der andere soll die Bedarfe direkt bei den Migranten abfragen. Zusätzlich soll eine Webseite erstellt werden, auf der mehrsprachige Angebote für Migranten leicht zu finden sind. „Außerdem nehmen wir beim D-Care Lab der Landesregierung teil“, sagte Hug. „Bei diesem Projekt werden Organisationen und Institutionen dabei unterstützt, nach neuen Wegen in der ambulanten pflegerischen Versorgung zu suchen.“ So sollen innovative Konzepte im Bereich Teilhabe entwickelt werden.

Ziele der Arbeitsgruppe „gegen Rassismus“ war es, Veranstaltungsformate zu den beiden Gedenktagen gegen Rassismus (21. 03.) und für Toleranz (16. 11.) zu planen, sowie die Mitbürger für das Thema und damit auch für die eigene Wahrnehmung zu sensibilisieren. Doch auch hier erschwerte die Pandemie die Arbeit – bisher konnte die Gruppe nur das Thema „Alltagsrassismus“ in den Blick nehmen. Trotzdem gibt es bereits Ideen, wie die Aufgabe angegangen werden kann. So sind etwa Flyer zum „Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz“ geplant. Von diesen soll es eine Version in leichter Sprache, eine für Kinder und eine eher wissenschaftlichere Version geben. Außerdem sollen Begegnungsmöglichkeiten geschaffen sowie Vorträge und Workshops angeboten werden.

„Ein sperriges Thema, das sehr viel Mühe braucht, um den Blick zu weiten, für die Formen, in denen Rassismus bei uns im Land auftaucht“, meinte Fellbachs Erster Bürgermeister Johannes Berner. Genauso mühsam sei es, Instrumente zu finden, um dem Alltagsrassismus beizukommen. Stadträtin Ruth Lemaire (SPD) schloss sich dem an. Es sei ein langer, schwieriger und anspruchsvoller Weg, der allerdings sehr wichtig sei. Wichtig nicht nur für Menschen, die von Rassismus bedroht seien und Hilfe suchen, sondern auch für den Prozess, die Entwicklung in der Stadt voranzutreiben: „Unterschiede wahrnehmen, aber auch Gemeinsamkeiten wahrnehmen – von uns, die hier als Bürger in dieser Stadt leben.“ Auch Stadtrat Karl Würz (Grüne) hob hervor, wie bedeutend es sei, sich mit den anderen Ausschussmitgliedern auszutauschen, wie diese Rassismus erlebten und was für sie verletzend sei. „Deshalb finde ich es unheimlich wichtig, dass wir im Gespräch bleiben.“

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