Stillgelegte Kläranlage als Tanzkulisse


Shori Yamamoto bei seiner Performance in einem der Tropfkörper der stillgelegten Kläranlage im Weidachtal

Sonnenschein und ein strahlend blauer Himmel lockten am Samstag wieder viele Menschen ins Weidachtal. Zu Fuß oder mit dem Fahrrad kamen einige bei ihrem Ausflug auch an der stillgelegten Kläranlage in Oeffingen vorbei, die vor ein paar Jahren in Vorbereitung auf die Remstal-Gartenschau saniert wurde. Von Stillstand konnte am Samstagnachmittag dort allerdings keine Rede sein. Denn das Team von Gauthier Dance//Dance Company Theaterhaus Stuttgart hatte sich angemeldet, um die Kulisse inmitten der Natur für ihr „The Dying Swans Project“ zu nutzen.

Die ehemalige Kläranlage für die Kunst zu nutzen, zu zeigen wie sich die Natur die verbaute Fläche zurückerobert, das war auch der Gedanke hinter ihrer Sanierung für das Projekt „Natur Kunst Räume“, das Teil der Remstal Gartenschau war. Von außen knallrot sind die drei Betonzylinder, die Tropfkörper der Anlage, noch heute. Im Inneren zeigt sich der ehemals grau-weiß gesteifte Betonboden nur noch in grau, Moos macht sich breit. In der Mitte zu sehen ist der Tänzer Shori Yamamoto – ganz in schwarz als sterbender Schwan. Auch den Bereich um die Tropfkörper, zwischen Gebüschen und Sträuchern, nutzt Yamamoto für seine Performance. Am Rand tummelt sich das kleine Team, das an diesem Tag das Stück von Dominique Dumais verfilmt. Die Filmemacherin ist Anna Stradinger. Auch Eric Gauthier, Choreograph und künstlerischer Leiter von Gauthier Dance//Dance Company Theaterhaus Stuttgart, ist da.

Er erklärt, wie es überhaupt zu diesem Projekt kam. „Als sich abgezeichnet hat, dass es auch im Februar und März keine Auftritte und große Produktionen geben wird, mussten ich mir etwas anderes überlegen“, denn zunehmend machte sich Mutlosigkeit breit, erzählt er. Seine „sterbenden Schwäne“ brauchten eine neue künstlerische Herausforderung. Die Lösung: „The Dying Swans Project“.

Mit der finanziellen Unterstützung der Daimler-Initiative „be a mover“ im Rücken will Gauthier nicht nur die Company in der aktuellen Situation unterstützen, sondern insgesamt 64 Künstler aus den Sparten Tanz, Choreographie, Musik und Film. Das seien 64 Künstler, die aufgrund der Corona-Maßnahmen im Moment eigentlich keine Arbeit hätte. Das fertige Projekt wird aus 16 Solos für jedes Company-Mitglied von Gauthier Dance bestehen. Als Kulissen dienen neben der stillgelegten Kläranlage unter anderem die Wilhelma oder das Stuttgarter Kunstmuseum. Die Videoclips zum Projekt werden kostenlos auf den Social Media-Kanälen des Theaterhauses Stuttgart und von Gauthier Dance abrufbar sein. „Außerdem soll das Projekt auch im Fernsehen zu sehen sein – auf 3sat“, verrät Gauthier.

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