Stadt Fellbach setzt auf Homeoffice

Circa 60 Prozent der Mitarbeitenden der Stadtverwaltung können inzwischen von zu Hause arbeiten

Aktuell können in der Kernverwaltung circa 300 Beschäftigte von zu Hause arbeiten. „Das sind knapp 60 Prozent“, so Schulz. Dazu zählen die Mitarbeitenden im Rathaus, aber auch in der Bibliothek oder der Musikschule. Die IT-Infrastruktur ist mittlerweile auf etwa 400 Home-Office-Plätze ausgelegt.
Trotz des Notbetriebs, in dem sich das Rathaus momentan befindet, ist die Erreichbarkeit gewährleistet. Jedes Amt ist besetzt und die Mitarbeitenden im Homeoffice sind per Mail oder telefonisch erreichbar. Das Rathaus ist nicht verwaist, sondern die Mitarbeitenden nutzen die Räume, die durch Homeoffice und Wechselschichten frei werden. „Im Rathaus setzen wir auf Einzelarbeitsplätze, außerdem gilt auch hier Abstand halten, Hygieneregeln beachten, Masken tragen, regelmäßig Lüften und Corona-Warn-App nutzen“, erklärt Schulz. Aber natürlich geht es beim Homeoffice nicht nur darum, Kontakte am Arbeitsplatz zu reduzieren, sondern auch darum, bei den Wegen von und zum Rathaus – also beispielsweise bei der Nutzung des ÖPNVs – möglichst wenig Kontakt zu haben. „Gut, dass wir äußerst flexible Arbeitszeiten haben, damit nicht jeder, der zur Arbeit fahren muss, zu den Stoßzeiten in den Bus oder die Bahn steigt.“ Flexibilität bei der täglichen Arbeitszeit sei außerdem für die Kollegen, die ihre Kinder derzeit daheim betreuen, ein wichtiger Aspekt.
Technisch gesehen habe auch die Fellbacher Stadtverwaltung zu Beginn der Pandemie mit Kinderkrankheiten gehadert. „Mobile Endgeräte, Serverleistungen, Netzwerkverbindungen, Lizenzen – alles Dinge, die wir aufgrund der plötzlich gestiegenen Nachfrage erst einmal in großer Mengen kurzfristig beschaffen beziehungsweise erweitern oder verbessern mussten“, so Schulz. So wurden über 120 zusätzliche Laptops sowie mehr als 50 Handys geordert und eingerichtet. Die Firewall, die das städtische Datennetz schützt, ist entsprechend aufgerüstet und erneuert.  Neueste Technologie für die Anbindung der Home-Office-Plätze und der mobilen Endgeräte wurde beschafft und in die IT-Infrastruktur implementiert. Doch es müsse nicht jeder Mitarbeitende jede Minute mit dem Server im Rathaus verbunden sein, um als Home-Officer zu gelten. „Es gibt auch noch Arbeiten, die auf dem Papier erledigt werden. Das kann auch von zu Hause gemacht werden, solange der Datenschutz es zulässt.“ Inzwischen funktioniert alles, auch mit der Software für Video- und Telefonkonferenzen kann jeder gut arbeiten. Da hat sich mittlerweile Routine breit gemacht. Das zeigt auch die Resonanz der Kollegen. „Das Feedback ist positiv“, freut sich Schulz.
Grundsätzlich werden bestimmte Arbeiten immer nur vor Ort möglich sein, so die Einschätzung. Trotzdem habe ein Umdenken stattgefunden und selbst bei Ämtern, bei denen man vermuten könnte, dass das Arbeiten von zu Hause komplizierter ist, haben sich das mobile Arbeiten gut eingespielt. So beispielsweise beim Team des Stadtplanungsamts. „Trotz großem Datenverarbeitungsvolumen können wir aus dem Homeoffice mit dem Geographischen Informationssystem (GIS) arbeiten, das kartografische und andere Daten miteinander verknüpft“, sagt Leiter Christian Plöhn. Auch Besprechungen laufen via Videotelefonie und der Möglichkeit, den Bildschirm mit den Kollegen zu teilen, recht normal ab. Trotzdem kommt jeder aus dem Team einmal in der Woche ins Rathaus, um anfallende Tätigkeiten vor Ort zu erledigen. Ins Büro kommen müssen lediglich die Bauzeichnerinnen - zumindest für digitale Planzeichnungen. „Das ist aus technischen Gründen noch nicht von zu Hause möglich. Das will unsere IT aber schnellstmöglich ändern“, so Plöhn. Die dafür notwendige Infrastruktur muss natürlich auch bei den „Heimarbeitern“ dafür ausgerichtet sein.
Organisation ist auch beim Amt für Bildung, Jugend, Familie und Sport gefragt. „Wir arbeiten im Großen und Ganzen in zwei getrennten Schichten, um in Bezug auf die Schulen und Kitas handlungsfähig zu sein, sollte doch jemand erkranken und das direkte Umfeld in Quarantäne müssen“, erläutert Amtsleiter Stephan Gugeller-Schmieg. „Aber selbst schichtintern haben wir so runtergefahren, dass lediglich zwei bis drei Mitarbeitende im Rathaus sind, um sich um die Post oder Rechnungen zu kümmern.“ Alle anderen sind zu Hause in die Arbeitsprozesse integriert.
 
Auch die pädagogischen Fachkräfte der Kindergärten und Kitas haben die Möglichkeit, mobil zu arbeiten. „Durch die Notbetreuung sind diese in den Ganztageseinrichtungen gerade jedoch alle an ihrem Arbeitsplatz“, weiß Gugeller-Schmieg. Lediglich Erzieher von Kindergärten mit Halbtagesplätzen machen momentan im Homeoffice ihre konzeptionelle Arbeit oder Portfolios. Außerdem halten sie von zu Hause Kontakt zu den Kindern, die sonst ihre Einrichtung besuchen. „Da werden Päckchen gepackt, telefoniert, Briefe geschrieben und Videos gedreht“, erzählt der Amtsleiter.
 
Gerade diese soziale Komponente fehle vielen beim Homeoffice, so die Erfahrung von Hauptamtsleiter Schulz. „Nach der Pandemie setzen wir auch deshalb nicht großflächig darauf, immer im Homeoffice zu arbeiten“, erklärt er. „Wir sehen aber auch Vorteile.“ So könne man künftig teils auf Dienstreisen verzichten und stattdessen auf Videokonferenzen setzen. Auch könnten Räume beziehungsweise Arbeitsplätze anders aufgeteilt werden, wenn teilweise von zu Hause gearbeitet wird. „Ich glaube, die Flexibilität durch mobiles Arbeiten wird zunehmen, da viele genau das derzeit genießen – natürlich immer unter der Wahrung des Datenschutzes und der Arbeitssicherheit.“
^
Download