Online-Unterricht und digitale Klassenzimmer

Schulen in Fellbach gut für den Fernunterricht ausgestattet

Der Erste Bürgermeister stellte zusammen mit dem Amtsleiter für Bildung, Jugend, Familie und Sport, Stephan Gugeller-Schmieg, und mit David Coronel, Schulleiter der Wichernschule und als Geschäftsführender Schulleiter zugleich Sprachrohr der übrigen Rektoren, die digitale Infrastruktur in den Fellbacher Schulen vor.

Der sogenannte Fernunterricht bestimmt in Coronazeiten das Schulleben. Für die Schüler bedeutet dies: Sie arbeiten von zuhause und verfolgen am heimischen Schreibtisch Biologie, Mathe oder Englisch. Damit ein Fernunterricht sinnvoll möglich ist, müssen nicht nur die didaktischen Konzepte umgearbeitet werden. Der Lernstoff muss für die digitalen Vermittlungswege grundlegend neu aufbereitet werden – beides Aufgaben der Lehrer. Zudem müssen die technischen Möglichkeiten in den Schulen vorhanden sein. Hier liegt die Verantwortung bei der Stadt, die als Schulträgerin für die digitale Infrastruktur sorgen muss.
 
Bereits 2018 hatte daher der Gemeinderat beschlossen, die elf Fellbacher Schulen an das Landeshochschulnetz BelWü anzuschließen. Mit diesem Hochleistungsnetz (symmetrischer 1-GB-Anschluss) stehen den Schulen auch die Lernplattform Moodle und das Videokonferenzsystem BigBlueButton leistungsfähig zur Verfügung. Außerdem sind die Schulen mit dem Kreismedienzentrum verbunden, das eigene Konferenzsysteme anbietet. „Wir nutzen bewusst das Wissenschaftsnetz des Landes, weil wir so die notwendige Infrastruktur mit einer hohen Leistung und unter Berücksichtigung des Daten- sowie Jugendschutzes gewährleisten können“, führte Stephan Gugeller-Schmieg aus.
 
Dieses digitale Rückgrat der Schulen wird durch viele weitere Ausstattungen ergänzt. Fellbach habe gute Vorarbeit geleistet, das habe die Schulen in der Pandemie gerettet, bedankte sich David Coronel auch bei den Gemeinderäten, die bereits mehrfach Geld für den digitalen Ausbau genehmigt hatten. Seit 2017 wird an den Schulen die von einem norddeutschen Unternehmen programmierte „Schulcloud“ nach und nach ausgebaut, über die verschiedene Anwendungen zur Verfügung gestellt werden – Anwendungen, die ursprünglich über digitale Plattformen des Landes angedacht waren. „Die Schulcloud erleichtert die Vorbereitung und den Datenaustausch zwischen Lehrenden und Lernenden deutlich und wurde bereits 2018 erweitert“, so der Amtsleiter Gugeller-Schmieg. Der Ausbau des WLAN in den Klassenzimmern, die Ausstattung der Schulen mit Laptops und Tablets oder die ständige Weiterentwicklung der Technik wie beispielsweise die Erneuerung der Whiteboards seien alles Bausteine, um „guten bis sehr guten digitalen Unterricht zu ermöglichen“. Dabei mache natürlich auch Fellbach die Erfahrung, dass nicht immer alles klappt: „Vieles gelingt, aber wir sind auch von Dritten abhängig – nicht zuletzt von der Kultusverwaltung, die den rechtlichen Rahmen für digitalen Unterricht bis heute nicht verbindlich geklärt hat“, so die Zwischenbilanz.
 
Zugleich profitieren auch die Fellbacher Schulen stark von den durch Bund und Land zur Verfügung gestellten Mitteln, beispielsweise vom Digitalpakt Schule, über den Fellbach knapp 1,8 Millionen Euro Fördergelder erhält. Voraussetzung für den Mittelabruf sind allerdings individuelle Medienentwicklungspläne, die für jede Schule in Kooperation mit dem Kreismedienzentrum erstellt werden müssen. „Wir haben damit einen Fahrplan, der die Richtung vorgibt, der aber auch für die Verwendung der Gelder aus dem Digitalpakt zwingend erforderlich ist“, sagte Johannes Berner. Fellbach war eine der ersten Kommunen, die bereits Ende Januar 2020 ein Freigabezertifikat erhalten hat und die Auszahlung der Gelder bei der landeseigenen L-Bank beantragen konnte. Der Medienentwicklungsplan für die Albert-Schweizer-Gemeinschaftsschule, der auch aufgrund der Erfahrungen des Rektors Kai Wiemers landkreisweit als einer der ersten fertiggestellt war, gilt nun in Fellbach als Blaupause für die Erstellung der anderen „Fahrpläne“; zwei weitere Schule stehen hier kurz vor dem Abschluss. „Mit der Digitalisierung sind sie nicht irgendwann fertig“, bilanzierten die Verantwortlichen. „Sie müssen am Ball und auf dem Stand der Technik bleiben.“ David Coronel formulierte klar, dass in Zukunft jedem Lehrer und jedem Schüler ein mobiles Endgerät zur Verfügung stehen müsse, auch um Nachteile für Kinder aus weniger begüterten Familien auszuschließen und dem Gedanken der Chancengleichheit in der schulischen Bildung Rechnung zu tragen. Auch nach Corona werde der Unterricht zu einem guten Teil vom Einsatz digitaler Instrumente profitieren.
 
Wie die nächste Generation der digitalen Technik in Klassenzimmern aussieht, das wird in der Wichernschule bereits in der Praxis erprobt. Hier hat die Stadtverwaltung zusammen mit einem IT-Dienstleister ein Lernstudio mit Richtmikrofonen, Schwenk- und Neigekameras und anderer technischen Ausstattung eingerichtet, das alle Formen des Online- und Hybrid-Unterrichts ermöglicht. Auch dieses Studio dient als „Blaupause“ für die anderen Schulen, in denen diese Technik nach und nach eingeführt wird.
 
Die vorausschauende Planung und die gute Infrastruktur fand bei den Stadträten Beifall. „Es ist schön zu hören, wie weit wir bei der Digitalisierung der Schulen sind“, stellte CDU-Stadträtin Anja Off fest. Es mache stolz, dass Fellbach hier unter den ersten gewesen sei, kommentierte auch Simone Lebherz (CDU-Fraktionsvorsitzende). FW/FD-Stadträtin Heike Härter-Holzwarth bedankte sich ausdrücklich bei David Coronel für seinen Einsatz. Als Mutter von drei Kindern im Home-Schooling wisse sie, was eine gute Ausstattung bedeute.
 
Grünen-Stadtrat Dr. Stephan Illing erkundigte sich nach der Verfügbarkeit von Breitbandanschlüssen für die weniger finanzkräftigen Schüler. „Hier gibt es inzwischen von verschiedenen Anbietern Lösungen“, so Rektor Coronel. Zudem stellt auch die Stadt Leihgeräte zur Verfügung. Einig waren sich Gemeinderat und Verwaltungsspitze, dass noch viel zu tun bleibe. So erkundigte sich SPD-Stadtrat Gökay Sofuoglu, wie es um die digitalen Fähigkeiten der Lehrkräfte stehe und wie es hier mit Fortbildungen aussehe. Die Lehrerfortbildung liegt in den Händen des Landes, so die Auskunft. Im Bereich digitaler Unterrichtskonzepte sei der Markt allerdings überschaubar, kommentierte Rektor Coronel auch im Hinblick auf das eher bescheidene Angebot von Seiten der großen Schulbuchverlage. Vieles könne aber im Austausch untereinander oder durch persönliches Engagement erreicht werden.„Es ist viel Arbeit – aber die lohnt sich!“
 
Auf die Frage von Karin Ebinger (FW/FD Stadträtin) nach den Kosten der Wartung beziehungsweise des Austauschs von Dienstgeräten der Lehrer, die aktuell durch eine Sonderförderung des Bundes angeschafft würden, verwies der Finanzdezernent auf die Verhandlungen des Städtetags mit der Landesregierung. Bis dies abschließend geklärt sei, würden Kosten in noch unbekannter Höhe im Etat der Stadt zu Buche schlagen. Die Stadträte schlossen sich dem Fazit von Johannes Berner an, dass die grundsätzlichen Voraussetzungen für den digitalen Unterricht in Fellbach sehr gut seien. Auch künftig solle bei der weiteren Digitalisierung nicht der „technische Fortschritt“ als Maßstab dienen, sondern die pädagogisch sorgfältig begründeten Bedürfnisse der Kinder.

^
Download