Abholservice im Einzelhandel läuft nur schleppend an

Seit gut zwei Wochen dürfen Waren wieder vor Ort abgeholt werden

Kurz vor Weihnachten kam die schlechte Nachricht für den Einzelhandel: Keine Waren mehr für den selbstabholenden Kunden. Zu groß sei das Infektionsrisiko, wenn sich Schlangen vor den Geschäften bilden. „Das ist ein Alptraum“, findet Sonja Zielke von Sailer’s Geschenkideen. Jeder versuche, irgendwo ein paar Euro zu machen. Nun sei es wenigstens wieder erlaubt, dass Kunden ihre gewünschte Ware vor Ort abholen. „Ich glaube aber, viele wissen gar nicht, dass das nun wieder möglich ist“, vermutet sie. Nicht nur in ihrem Fachgeschäft werde der Abholservice momentan kaum genutzt. „Auch andere Ladenbetreiber haben das gleiche Problem.“ Wie eigentlich alle Fellbacher Einzelhändler ist Zielke für ihre Kunden erreichbar – telefonisch oder per Mail. Stefan Lutz vom gleichnamigen Modegeschäft bietet sogar eine Beratung per Videochat in seinem Fachgeschäft an. Ansonsten setzt auch er auf den Schaufensterverkauf und den Liefer- oder Abholservice. „Es läuft ein bisschen was, sodass zumindest die Miete zusammenkommt“, sagt er.
 
Das kann nicht jeder Einzelhändler von sich sagen. Auch Einzelhandelskoordinator Julian Deifel ist besorgt, je länger der Lockdown anhält. „Selbst wenn ein Geschäft sehr solide aufgestellt ist, irgendwann sind die Rücklagen aufgebraucht. Es geht mittlerweile wirklich an die Substanz.“ Und auf die versprochenen staatlichen Hilfsgelder muss gewartet werden, wenn man sie überhaupt beantragen kann. „Ladenmieter haben einen Anspruch, dass sie zumindest  einen Teil der Miete als Fixkosten erstattet bekommen. Wer Eigentümer ist und dafür einen monatlichen Kredit abbezahlt, kann das nicht geltend machen – lediglich die Zinsen und Kosten für Stundungen zählen hier als Fixkosten“, weiß Deifel. „Die Kriterien für die außerordentliche Wirtschaftshilfe sollten dringend überarbeitet werden und vor allem müssen die beantragten Gelder dringend ausbezahlt werden“, so der Appell des Einzelhandelskoordinators. Bereits vor 14 Tagen hatte sich Oberbürgermeisterin Gabriele Zull an die baden-württembergische Wirtschaftsministerin gewandt, um eine schnellere Auszahlung der Gelder anzumahnen. „Es geht um Existenzen und um Vertrauen“, stellte sie fest. Schließlich sei eine zeitnahe und unbürokratische Hilfe versprochen worden, beides sei nicht eingehalten. Bisher liegt keine Antwort auf das Schreiben vor.
 
Julian Deifel setzt ebenfalls jetzt darauf, dass mehr Fellbacher den Abholservice nutzen. „Auch wenn es nur einen Bruchteil der sonstigen Einnahmen ausmacht, können gerade die kleinen Geschäfte dadurch unterstützt werden. So kann jeder Bürger einen Teil dazu beitragen, dass wir auch nach der Krise noch viele Fachgeschäfte in Fellbach haben.“ Hygiene- und Abstandsregeln können überall eingehalten werden, sodass niemand die Abholung vor Ort scheuen muss.
 
Welcher Einzelhändler wie erreichbar ist und welcher Service für die Kunden angeboten wird, ist auf der Corona-Webseite der Stadt Fellbach unter „Fellbach hält zusammen“ aufgelistet. Wer keinen Zugang zum Internet hat, kann aber auch direkt bei den Gewerbetreibenden anrufen, denn die meisten sind weiterhin für die Kunden erreichbar.
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