Stadtwald zieht Besucher an

Klimawandel spürbar, Wege müssen aus Sicherheitsgründen vom Totholz befreit werden

„Dabei geht es nicht nur um die Holzproduktion, sondern um den Naturraum. Den gilt es, zu bewahren. Denn der leistet seit Jahrhunderten großartige Arbeit.“ Baranek war gekommen, um den Betriebsplan für das Forstwirtschaftsjahr 2021 vorzustellen.
 
„Der geplante Holzeinschlag bewegt sich im Rahmen der Nachhaltigkeit“, so Baranek, der mit einem möglichen Einschlag von 1.000 Festmetern in diesem Jahr plant. Das liegt etwas unter dem durchschnittlichen Einschlag von 1.500 Festmetern, wie es von der Forsteinrichtung für die Jahre 2015 bis 2024 geplant wurde. Aber: „Der Einschlag 2019 ist aufgrund der Trockenheit höher ausgefallen.“ Deshalb wird er in den nächsten Jahren etwas reduziert.
 
Zwar bewegt sich die Brennholznachfrage auf einem unverändert hohen Niveau, gleichzeitig ist der Holzmarkt aber mehr als gesättigt. „Vor allem beim Nadelholz sind die Preise extrem runtergegangen.“ Auch wenn die Betriebswirtschaft eine Rolle spielt, geht es in seinem Forstrevier primär um die Durchforstung und darum, den Bestand zu stabilisieren beziehungsweise zu verjüngen, betonte Baranek. So sieht sein Betriebsplan Neupflanzungen zur Ergänzung des vorhandenen Bestands vor. „Wie in den vergangenen Jahren sollen wieder Douglasien, Stieleichen und Maronen gepflanzt werden. Die sind klimaresistent.“ Zugleich gilt es, die Jungpflanzen im Stadtwald vor Wildverbiss zu schützen. „Die kommen von Rehen. Da sind weiter die Jäger gefragt.“
 
Immer mehr Arbeit macht dem Forstamt die Beseitigung von Totholz, dessen Anteil aufgrund der klimatischen Bedingungen nach wie vor hoch ist. Dabei wird nur das Totholz im Bereich der Waldwege beseitigt, um keine Waldbesucher zu gefährden. In diesem Jahr müssen außerdem die abgestorbenen Bäume beseitigt werden, die der Trockenperiode im Frühjahr 2020 zum Opfer gefallen sind.
 
Zudem erläuterte der Förster, dass es in vielen Bereichen zu einem mehr oder weniger starken Unkrautbewuchs durch Adlerfarn oder Brombeeren kommt. So weit notwendig, wird dagegen vorgegangen. „Allerdings ausnahmslos durch manuelle Maßnahmen und durch den Einsatz von Freischneidegeräten.“ Ähnliches gilt beim Eichenprozessionsspinner. „Der bleibt ein Dauerbegleiter“, so Baranek. „An Grillplätzen oder Spielplätzen wird der Befall punktuell beseitigt.“ Von der Chemiekeule hält der Förster wenig. „Da muss man den Aufwand und Schaden zum Erfolg abwiegen, denn damit schädigt man eventuell auch andere Raupen, die in der Häutungsphase sind.“
 
Schaden nimmt die Natur im Wald auch durch Schleichweg, die Mountainbiker für ihren Sport nutzen. Deshalb wird nun zusammen mit dem Landratsamt geprüft, welche adäquaten Möglichkeiten es gibt, Mountainbikern etwas anzubieten. Und auch für den Breitensport soll etwas getan werden, wie Baubürgermeisterin Beatrice Soltys sagte. Nach einem Antrag der freien Wähler, nehme sich nun eine Arbeitsgruppe – bestehend aus Mitarbeitern des Tiefbauamtes, Stefan Baranek und Soltys selbst – dem Thema Trimm Dich Pfad an. Erfreut zeigte sich Stadtrat Ulrich Lenk (FW/FD) über diese Nachricht, da die Pfade momentan  „große Defizite“ aufweise.
 
Und auch die Corona-Pandemie macht sich im Wald bemerkbar. Die vom Revierleiter angebotenen Lerngänge im Fellbacher Wald werden zwar sehr gut angenommen, konnten im vergangenen Jahr allerdings Corona-bedingt auch nur dreizehnmal stattfinden.
 
Dafür treibt die Krise immer mehr Besucher in den Wald. Wie er mit den hohen Besucherzahlen zurechtkomme, wollte Stadträtin Agata Ilmurzynska wissen. „Wir haben Schilder aufgestellt, mit dem Hinweis Abstand zu halten.“ Daran wird sich auch gehalten. Die Infrastruktur des Waldes sei so gut ausgebaut, dass sich Spaziergänger, Jogger, Fahrradfahrer gut aus dem Weg gehen könnten, bekräftigte Baranek. „Das verläuft sich im Wesentlichen.“ Natürlich gebe es manchmal Reibereien zwischen Radfahrern und Fußgängern, das sei aber in normalen Zeiten genauso. Lediglich ein Weg zwischen Steppenheide und Waldrand musste gesperrt werden, da viele Besucher querfeldein gegangen seien und das artenreiche Biotop geschützt werden müsse, berichtet er.
 
Simone Lebherz (CDU) sieht in den hohen Besucherzahlen einen Vorteil: „Je mehr Menschen den Wald wieder schätzen, desto vorteilhafter ist das auch für den Wald.“ Sie würde sich wünschen, dass die Menschen die Natur in Wohnortnähe wieder mehr nutzen würden, als am Wochenende weite Wege mit dem Auto zurückzulegen. Auch Oberbürgermeisterin Gabriele Zull betonte, dass man sich grundsätzlich darüber freue, dass die Menschen so viel raus in die Natur gingen. „Aber natürlich geht es auch hier darum, wie man mit der Natur umgeht und dass man gegenseitig Rücksicht aufeinander nimmt.“
Beschilderung im Wald