Mit Kreativität und Ideen gegen die Krise

Kerstin Schaefer ist die neue Leiterin der Kunstschule Fellbach

Herausfordernde Zeiten sind es allemal, in denen die Künstlerin und Kulturagentin die Leitung der Fellbacher Kunstschule übernimmt. Die Zeit der Beschränkungen will die Stuttgarterin nutzen, um gemeinsam mit dem Dozententeam auch neue Angebote für die Schule zu entwickeln.
 
Die 48-Jährige, die in Lörrach geboren wurde, kommt beruflich gesehen aus der Bildenden Kunst. Sie hat Freie Kunst an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden studiert. In der Malerei und Grafik fühlt sie sich zu Hause, spezialisiert hat sie sich auf Ölmalerei, Rauminstallationen und performative Handlungen.  Zu ihrem großen Repertoire zählen aber auch Bildhauerei und Beteiligungsformate für Laien. Neben ihrem Sein als Künstlerin hat Kerstin Schaefer noch eine große Leidenschaft: die Kunstvermittlung. In den letzten acht Jahren war sie als Kulturagentin für kreative Schulen Baden Württemberg an den Standorten in Leinfelden-Echterdingen/Filderstadt und zuletzt in Göppingen tätig. Dort hat sie gemeinsam mit den Schulen Kooperationsformate entwickelt. „Ich liebe es, Kunstvermittlungsformate mit Interessierten gemeinsam zu entwickeln und umzusetzen“, erzählt sie.
 
Das will sie nun voller Tatendrang in Fellbach tun, denn vor wenigen Tagen hat sie ihre neue Stelle angetreten. Die hiesige Kunstszene war es auch, auf die sie schon länger ein Auge geworfen hat. So war es für sie gleich klar, sich als Nachfolgerin von Susanne Waiss, die Ende 2020 als Leiterin der Kunstschule aufgehört hat, zu bewerben. „Fellbach ist eine tolle Stadt und ein beeindruckender Kultur- und Kreativstandort“, betont sie. „Die Kunstschule hat ein tolles Dozententeam. Alle kommen aus der Kunst- und Ausstellungsszene. Einige kannte ich auch schon aus gemeinsamen Kooperationen. Man kann schon sagen, das ist das ‚who is who‘ der Szene, unsere Dozenten sind der Schatz der Kunstschule, jeder hat besondere Kompetenzen und Stärken – es ist wie ein Orchester.“
 
„Die Corona-bedingte Zwangspause der Kunstkurse und schulischen Angeboten nutzt die Kunstschule, um Ideen zu sammeln, wie wir das Kunstvermittlungsangebot in Fellbach in Zukunft erweitern können“, führte Maja Heidenreich aus. Die Kulturamtsleiterin freut sich, dass die Stelle der Kunstschul-Leitung so schnell und gut wieder besetzt werden konnte. Kerstin Schaefer will die Potenziale der Dozenten erkennen und  nutzen. Sie will auf die Interessen von (künftigen) Schülern aller Altersgruppen eingehen. Auch steht das Jubiläum der Stadt in diesem Jahr an, das federführend vom Kulturamt und damit auch mit Beteiligung der Kunstschule organisiert wird. Egal wie und in welchem Rahmen Veranstaltungen stattfinden können, „wir sehen das optimistisch und bereiten uns vor“. Vorgenommen hat sie sich ebenso, Synergien in der Stadt zu schaffen. „Wir sehen uns als wichtigen Bestandteil der Stadtgesellschaft und wollen unseren Beitrag leisten.“ Dazu gehört auch, das Netzwerk zu stärken,  Zusammenarbeiten, sich austauschen, Kontakte knüpfen mit Kollegen aus dem Umkreis aber auch, wo es Sinn macht, auf internationaler Ebene. Das hält die Kunstvermittlerin, die beruflich viel im Ausland unterwegs war, für wichtig. Und diese Aufgabe liegt ihr auch.
 
Vor allem inklusive Kunstprojekte will Schaefer noch mehr stärken. „Dabei kann man sehr viel voneinander lernen“, betont sie. Wie wichtig und inspirierend die Zusammenarbeit von Menschen mit und ohne Behinderung ist, hat sie erfahren, als sie Anfang der 2000er Jahre für ein Jahr in einer internationalen heilpädagogischen Lebensgemeinschaft in den USA gelebt und gearbeitet hat.
 
Ein ganz konkretes Projekt, das im Moment umgesetzt wird, sind beispielsweise Online-Kreativanleitungen, welche die Kunstschuldozenten entwickeln und die bald auf der Homepage der Kunstschule Fellbach abrufbar sind. Sie sollen denjenigen, die der Kunstschule verbunden sind, „neue Ideen und kreatives Futter liefern“. Denn kreatives Gestalten sei gerade in dieser Zeit sehr wichtig, so Schaefer. „Diese herausfordernde Zeit betrifft uns alle. Wer seine Kreativität nutzen kann, hat Mittel an der Hand, sich auszudrücken, mit Emotionen gut und spielerisch umzugehen. Kreatives Tun gibt Raum für Fantasie und bietet freudvolle Alternativen zur Alltagsbewältigung.“
 
Wie wichtig das ist, hat Schaefer von ihrer Großmutter gelernt, die wie sie selbst bereits in jungen Jahren eine Kunstschule besucht hatte. „Meine Oma hat immer erzählt, wie ihr die Kunst geholfen hat, den Krieg zu überstehen.“ Ihrer Meinung nach kann man gar nicht früh genug mit Kunst anfangen. „Das geht bereits mit drei oder vier Jahren.“ Sie selbst wurde übrigens von ihrer Grundschullehrerin, der Künstlerin Ilse Sterzel, ab der 1. Klasse gefördert – Menschen, die selbst kreativ sind seien einfach gute Vorbilder. „Für die Kunst setzen wir unsere Sinnesorgane ein, ganz analog. Alles, was es dafür braucht, ist ein guter Dozent, ein inspirierender Raum und professionelles Material. Das alles bietet unsere Kunstschule.“ Schaefer glaubt daran, dass alle Menschen kreativ sind – egal welcher Passion sie nachgehen. „Wir brauchen irgendetwas, mit dem wir uns ausdrücken können“, sagt Kerstin Schaefer, die hofft, als neue Leiterin der Kunstschule zukünftig möglichst vielen Fellbachern, egal ob klein oder groß, den kreativen Rahmen dafür bieten zu können.